Alter Wasserturm Dülken

Listenart: Baudenkmal, industrielle Denkmäler
Listen-Nummer220
Baujahr1889
eingetragen seit05.09.1989
Flur / Flurstück66/553
AnschriftAlbert-Einstein-Straße 1 a, Viersen - Dülken

Geschichte
Mit der Entwicklung einer systematischen zentralen Wasserversorgung der wachsenden Städte in Deutschland Ende der 70-iger Jahre des letzten Jahrhunderts, entsteht ein neuer Bautypus:
Der Wasserturm mit einem langen schmalen, sich nach oben verjüngenden Schaft, auf dem der Wasserbehälter aufliegt und einem auskragenden Gesims des Kopfes, um einen Kontrollgang um den Behälter zu ermöglichen.

In den folgenden Jahren werden die Schwachstellen des Hängebodenbehälters beseitigt. Problematisch ist die Ausführung von Druck und Lagerring, aufgrund des noch nicht kontrollierbaren Zusammenwirkens der Kräfte, insbesondere auf den bis 1882 in Guss ausgeführten Lagerring. So wird auch dieser durch Schmiedeeisen ersetzt und die Form so verändert, dass eine ideale Belastungsrichtung auf den Lagerring einwirkt.

Der Ingenieur Intze entwickelt in den 80-iger Jahren den nach ihm benannten Intze-Hochbehälter.

Bei dem alten Wasserturm in Dülken handelt es sich um den Intze-Hochbehälter vom Typus II. Es ist ein 1885 in Düren zuerst angewendetes System (550 cbm Volumen), das gegenüber dem Intze-Hochbehälter Typus I weniger Aussteifungen benötigt und sich so der Nutzraum vergrößert. Er erreicht Verbesserungen dadurch, dass er unter Beibehaltung des patentierten Intze-Prinzips einen zusätzlichen mittleren Hängeboden anordnet, der darüber hinaus in leichterer Ausführung vorgefertigt werden kann.

Beschreibung
Der Turm besteht aus einem konisch zulaufenden Schaft - ca. 40-75 cm dickes Ziegelmauerwerk -, der sich auf einem 1,50 m hohen verputzten Sockel erhebt. Die beide darüber liegenden Wohngeschosse sind mit 8 Zwillingsfenstern versehen. Der Boden ist verputzt. Die Öffnungen sind mit Ziegelsteinen vermauert. Der Schaft ist mit kaminroten Klinkern von ca. 20 cm Dicke verblendet. Umlaufende ein- und zweischichtige gelbfarbene Bänder gliedern den Turm horizontal. Die Geschosse werden weiter durch kräftige Gesimse markiert. Auf dem in etwa 24 m Höhe liegendem Abschlussgesims mit innenliegendem Ringträger, kragt in einer Stahlträgerrippenkonstruktion die Konsole für die Außenschale des Kopfes aus. Zwischen den Rippen aus Doppel T-Trägern liegt eine, sich nach oben wölbende Backsteinausfachung von 12 cm Dicke.

Die Mauerschale des Kopfes ist ebenfalls in 24 cm starkem unverkleidetem Backstein ausgeführt. Die Dachhaut wird von einer Stahlkonstruktion aus Trägerringen mit darüber liegenden Hochstahlprofilen getragen. Der Behälter besteht aus einem Hängeboden und einem Zylinder mit Druckring. Er ist auf einem kräftigen Lagerring aufgelegt. Alle Stahlverbindungen des Wasserturmes sind genietet. So ist auch der Behälter aus ca. 1/2 m großem Walzblecheisen zusammengesetzt.

Das mächtige Hauptzu- und -ableitungsrohr dient in Verbindung mit eisernen Ringkonsolen als durchgehende Säulenstütze der einzelnen Zwischengeschosse.

Die ersten drei Geschossdecken sind in Doppel-T-Trägern, die sternförmig auf das Fallrohr zulaufen und mit Backsteinen ausgefacht sind, errichtet. Die drei darüber liegenden Geschosse sind in einer Holzkonstruktion mit Fetten und Schalung ausgebildet. Der Turmaufbau mit dem Behälter wird im Januar 1988 abgebrochen.

Der alte Wasserturm in Dülken weist einen rein funktionellen Aufbau vor, erkennbar in Konstruktion und Ausführung des noch neuartigen Systems. Seine Erscheinung jedoch wird bestimmt durch sein historisches Dekor. Diese Zwiespältigkeit der Jahrhundertwende, nämlich einerseits der sich steigernde technische Fortschritt und andererseits das Zurückgreifen auf historische Architektur-Elemente wird hier deutlich. Somit ist der alte Wasserturm in Dülken ein wichtiges und erhaltenswertes technisches Denkmal für die wirtschaftlich-soziale Stadtentwicklung des späten 19. Jahrhunderts. Weiter ist der Wasserturm ein für die Silhouette Dülkens wichtiges Identifikationsmerkmal.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere technikgeschichtlichen, wirtschaft- und sozialgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Quellen
Akte Bücklersstraße (Wasserturm)
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen
Akte Bücklersstraße (Wasserturm)
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen
Akte Wasserwerk Dülken 1393
Sta. 43, Stadtarchiv der Stadt Viersen

Literatur
Mainzer, Udo (Hrsg.): "Was ist ein Baudenkmal? Eine Beispielsammlung zur Begriffsbestimmung", Köln 1983, Seite 124

Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
Juli 1989

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