Denkmalbereich Nr. 3 'Historischer Stadtkern Dülken'

Listenart: Denkmalbereich,
Listen-Nummer3
eingetragen seit12.04.2018
Flur / Flurstück-
Anschrift, Viersen - Dülken

Lage
Der Kirchort Dülken liegt im niederrheinischen Tiefland auf der Schwalm-Nette Platte. Das flache Land, großräumig von Schwalm, Nette und Niers durchzogen, wies ehemals einen hohen Grundwasserstand auf und war feucht und sumpfig. Siedlungsgründungen erfolgten an Flussquerungen und auf leicht höher gelegenen trockenen Plätzen. So entwickelte sich die Siedlung von Dülken am Übergang der römischen Heerstraße von Köln nach Nijmwegen über die Nette, der heutigen Venloer Straße, Dülkens Ausfallstraße nach Westen. Die Fläche des Ortskerns fällt von Norden nach Süden auf einer Strecke von 400 m um, etwa 4 m ab. (58,5 m - 54.5 m ü. NN)

Geschichte

Wirtschaft
Dülken ging hervor aus einem mittelalterlichen klösterlichen Oberhof im Bereich der heutigen Flurbezeichnung „Domhof“, der möglicherweise auf einen älteren Ursprung zurückgeht. Eine erste Erwähnung des kirchlichen Besitzes datiert aus dem Jahr 1222 in Verbindung mit Zisterzienserinnenkloster Roermond. 1295 wird der Oberhof in einem Güterverzeichnis des Xantener Viktorstiftes aufgeführt. Über grundherrliche Abhängigkeiten, Gerichtshoheiten, Vogteirechte, über Verbindungen zum Kölner Erzbischof, zu diversen Klöstern, zur Abtei Mönchengladbach und seit dem frühen 14. Jahrhundert bis 1794 auch zu den Grafen bzw. Herzögen von Jülich ist vermutlich schon seit dem 8. Jahrhundert bis heute eine Kontinuität der Siedlungsstelle und eine fortlaufende Entwicklung des Ortes belegbar.

Um 1200 wird ein erster Hinweis auf die Pfarrkirche datiert. Auch war Dülken seit dem Mittealter ein für die nähere und weitere Umgebung zentraler Markt- und Handelsort und hatte bündelnde Funktionen zur Versorgung der Region übernommen. Wirtschaftliche Schwerpunkte lagen im Ackerbau (im Anbau von Roggen, Hafer und Klee)., auch eignete sich das sumpfige Land zum Anbau von Flachs. Mit der hieraus hervorgehenden Flachsspinnerei und der Leinenweberei, ergänzt um Wollweberei, entwickelte sich Dülken seit dem 16./ 17. Jahrhundert zu einem Zentrum des Textilgewerbes am Niederrhein.

Unter Jülicher Herrschaft in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts (1364) wird Dülken erstmals als Stadt genannt, jedoch ist keine ausdrückliche Stadterhebung überliefert; 1387 wird eine Befestigung beschrieben. Dülken wurde zur Grenzsicherung des Jülichers Territoriums nach Nordosten umlaufend mit Mauern und 12 Türmen befestigt. Die Mauern waren von einem Graben und einem mit Palisaden bewehrten Wall umgeben. Um 1400 wird das Stadttor im Westen, die Bruchpforte, erstmal erwähnt. Hier floss die Mosel, der städtische Entwässerungsgraben, aus dem städtischen Tiefpunkt südlich der Kirche in den Stadtgraben. Die Befestigung wurde im Laufe der Jahrhunderte ausgebaut und den technischen Neuerungen angepasst. So werden 1609 16 Halbrundtürme und ein Rundturm genannt. Neben dem Gefangenenturm diente das südliche Stadttor, das Gladbacher Tor, zeitweilig als Gefängnis.

Nach einer wirtschaftlichen Blütezeit im 15. Jahrhundert sank der Ort jedoch sehr bald zu einer Ackerbürgerstadt herab, wobei die Befestigungsanlage ihre rechtliche und repräsentative Bedeutung bis ins 19. Jahrhundert beibehielt. Nach Zerstörungen im 30jährigen Krieg erfolgte ab 1656 der Wiederaufbau der Stadttore.

Nach einem Stadtbrand 1723, dem 104 Häuser zum Opfer fielen, wurde die Pfarrkirche wiederaufgebaut, während Stadtwaage und vermutlich auch das Gewandhaus an der Kirchhofmauer aus dem Stadtgefüge wichen.

In französischer Zeit 1794-1815 angestoßen, erstarkte in der nachfolgenden preußischen Zeit das Gewerbe, festige und sicherte die wirtschaftliche und auch die industrielle Entwicklung des Ortes. Gerhard Mevissen legte mit der Gründung der ersten Zwirnmühle den Grundstein zur Dülkener Leinengarn-Industrie. Mitte des 19. Jahrhundert war der Löschteich, ein ursprünglicher Wasserpfuhl zu dieser Zeit ein gemauertes Wasserbecken auf dem Marktplatz zugeschüttet worden.

Seit der Stadterhebung nach der preußischen Städteordnung von 1856 begünstigte die Anbindung an das Eisenbahnnetz mit Anschluss an die Bahnstrecke Köln-Gladbach-Venlo das wirtschaftliche Aufstreben. 10 Jahre später, 1866, gelang der Stadt der industrielle Aufschwung mit dem Schwerpunkt in der Textilherstellung. Mit der Neugründung von entsprechenden Firmen und dem damit einhergehenden zunehmenden Bedarf an Arbeitskräften stieg die Einwohnerzahl und die Stadt erweiterte sich nun planmäßig jenseits der mittelalterlichen Befestigung; ein erster Bebauungsplan von 1857 sah eine rasterförmige Erweiterung im Umkreis des ovalen Stadtkerns vor. Jenseits des Grabens entstanden Solitärbauten im jeweils baueigener Sprache für die wichtigsten öffentlichen Funktionen: das Rathaus, die Rathauserweiterung, diverse Schulen. Weitere Baumaßnahmen wurde angestoßen: 1866 entstand die Mädchenschule an der Schulstraße, ab 1871 ein neuer Kirchenbau, 1906 der Kirchturm, mit dessen Vollendung der Baukörper von St. Cornelius 1908 schließlich fertig gestellt war. Etwa zeitgleich mit dem Neubau erfolgte um 1905 der Abriss zweier kleiner Baublöcke im Norden der Kirche, wodurch der Hühnermarkt eine deutlich größere Fläche erhielt.

Seit 1870 befand sich die kaufmännische und gewerbliche Fortbildungsschule im Kreuzherrenkloster, jedoch brannte 2 Jahre später der Bau bis auf die Grundmauern nieder, so dass noch im selben Jahr das neue Schulgebäude an der Friedensstraße (heute: Theodor-Frings-Straße) bezogen wurde. 1912 ersetzte ein Neubau das Waisenhaus von 1880 an der Lange Straße.

Der mittelalterliche Ortskern überstand den 2. Weltkrieg ohne wesentliche Zerstörengen und ohne flächenhafte Schäden.

Charakteristik
Der Ortskern von Dülken spiegelt die Geschichte und lässt die Jahrhunderte währende Ortsentwicklung anschaulich ablesen. Der Ortskern zeigt sich heute als ein im Mittelalter angelegter kleinteilig verdichteter ovaler Rundling, mit Abmessungen von 270 m auf 400 m auf der nach Norden leicht ansteigenden Ebene. Die längs durch den Kern führende Lange Straße weist im Verlauf ein Gefälle von 3 bis auf 4 m auf. Kirche und Marktplatz beherrschen den Ortsmittelpunkt und bestimmen im Zusammenwirken mit der ehemals umgebenden Wallanlage und dem Ortsgrundriss die Orststruktur grundlegend.

Das Straßennetz des ovalen Rundlings besteht aus Haupt- und Nebenstraßen und einzelnen kurzen Gassen und schmalen Fußwegen:

Der Ortskern wird rundum begrenzt durch die Grabenstraße und den innen parallel geführten, als Fahrstraße oder als schmaler Fußweg ausgebildeten ehemaligen Wall. Die übrige Wegestruktur setzt sich zusammen 2 Hauptachsen, die die ovale Stadtform längs durchlaufen, die Lange Straße als Hauptgeschäftsstraßen und Kreuzherren-/ Corneliusstraßen, an der der Alter Markt liegt. Die Fahrstraßen, Nebenstraßen, Gassen und Wege bilden eine Struktur aus Baublöcken in langschmalen Parzellenteilung; der Marktplatz liegt als große, im Laufe der Geschichte erweiterte Fläche nördlich von St. Cornelius Ortsmittelpunkt.

Der Stadtcharakter im 19. Jahrhundert
Schriftliche und kartographische Darstellungen und einzelne Stadtansichten lassen Rückschlüsse auf die Stadtgestalt des 17., 18. und vor allem des 19. Jahrhunderts zu:

In der Urkatasteraufnahme von 1825 tritt innerhalb der Befestigung die Lange Straße durch die Konzentration von Bebauung hervor. Sie ist als breite Durchgangsstraße von Steinentor (Steintor, Süchtelner Tor oder Treinekenpforte) im Norden zum Lindentor (Gladbacher Tor oder Hausenpforte) im Süden wie in einem Straßendorf beidseitig mit zusammenhängenden Häuserzeilen bebaut. Die schmal-tiefen Parzellen zeugen davon, wie begehrt die Grundstücke an dieser Straße waren, die Klosterstraße läuft im Osten parallel zur Langen Straße. Blauenstein und Hardt verbinden die beiden Straßen, wodurch sich - deutlicher als im heutigen Grundriss – ein ortsinneres Straßenviereck ergibt. Das annähernd gleichlange Wege (ehemals 12 Gassen) mit dem umlaufenden Wall verbinden. Lediglich nach Osten besteht im Verlängerung der Bruchstraße (heute Peterborough) ein weiteres Stadttor, das Brink- und Bruchtor, wohl ursprünglich eine Mauerpforte. Die übrigen Straßen sind Abschnitten ähnlich dicht bebaut, wirken jedoch im Gesamtzusammenhang lockerer und mit mehr Freiflächen durchsetzt. Kirche und Markplatz bestimmen den Ortsmittelpunkt. Der Kirchenbau tritt bereit im frühen 19. Jahrhundert deutlich im städtebaulichen Maßstab, in Volumen und Baukörperausformung aus der übrigen Bebauung hervor. Der noch bis 1826 belegt Kirchhof rundum die Kirche war von Bebauung umfasst, im Osten von der Stadtwaage von 1398 und vom Gewandhaus (1332-1553), später vom Rathaus (1553-1791). Daran schließt nördlich als große öffentliche/ straßenräumliche Freifläche der Alte Markt mit dem Marktbrunnen; seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts ist eine Marktpumpe überliefert, 1765 versorgten außerdem 12 öffentliche Pumpen das Stadtgebiet. Die übrigen Erweiterungen des Straßenraums sind der Hühnermarkt, eine Fläche südlich des Pastorats (Auf der Mosel) und einzelne Kreuzungsbereiche.

Die Bausubstanz bestand mit Verdichtungen an den Hauptstraßen kleingliedrig – wohl zum Teil noch aus Fachwerk, zum Teil aus Backstein, verputzt und unverputzt – Wohnhäusern mit rückwärtigen Nebennutzungen: aus kleinen Hofstellen, Kaufmannshäusern (darauf lässt das Bestehen eines Gewandhauses und der Zünfte schließen), aus Handwerkhäusern mit Werkstätten und einer Garn- und Leinenmanufaktur im Ort, die bereits 1776 ´über 1000 Personen mit Spinnen und Weben Heimarbeit beschäftigte.

Mit der katholischen Pfarrkirche, mit Kirchhof, Pastorat, Kloster, Hospital, mit den im Ort verteilten Kapellen, den Kapellen vor den Stadttoren und mit der Synagoge lag über dem Ort ein religiös geprägtes Netz. Die Stadtbefestigung, der anschließende Marktplatz, das Straßengeviert, die sternförmig hiervon zum Standwall laufenden Gassen gaben zusammen mit den über das Stadtgebiet gleichmäßig verteilten Pumpen der städtischen Organisation eine Grundstruktur vor.

Mit der Niederlegung der Stadtbefestigung und mit der Erweiterung der Stadt jenseits der mittelalterlichen Grenze wurden neue Verbindungen nach außen geschaffen, auch lichtete sich das Ortsgefüge im Inneren durch Straßenverbreitungen und durch die Anlage von Plätzen. Nach Trassierung einer neuen Straße ab 1836 in der nordöstlichen Ecke des Marktplatzes Richtung Viersen und Abbruch einer Häusergruppe um 1880 entstand 1904 bis 1910 ein gestalteter Platz (Cap Horn) mit einer eingefassten Freifläche und einem Wetterhäuschen im Mittelpunkt, 1937 durch das Kaiser-Wilhelm-Denkmal vom Marktplatz ersetzt.

Der heutige Charakter des Ortes

Die Bausubstanz
Keller und Fundamente sind vermutlich in großen Teilen mittelalterlichen Ursprungs und in ihrer Substanz erhalten. Einzelne wenige Objekte der erhaltenen aufgehenden Substanz werden ins 17. Jahrhundert datiert: Lange Straße 42, Lange Straße 105. Einzelne Objekt an der Lange Straße, an Cap Horn, an der Kreuzherrenstraße und an der Moselstaße sind aus dem 18. Jahrhundert. Der überwiegende Teil der Objekte wird ins 19. Jahrhundert und ins 20.Jahrhundert datiert. Die Bausubstanz ist uneinheitlich, sie besteht in großen Abschnitten aus Wohnbauten, schlichten und zum Teil auch aufwändigere Wohn- und Geschäftshäuser in überregionaler Formensprache

Marktplatz
Die Westseite setzt sich aus 3geschossigen traufständigen Wohn- und Geschäftshäuser mit vorspringenden Traufhöhen zusammen; die Nordseite aus 2geschossigen trauständigen Wohn- und Geschäftshäusern. In der Verlängerung der Blauensteinstraße steht ein 3geschossiger Eckbau. Die Marktplatzostseite besteht aus 3geschossigen trauständigen Wohn- und Geschäftshäusern, ein Objekt weist 2 Geschoss und Mezzaningeschoss auf.

Moselstraße
Die Moselstraße ist Teil des ursprünglich vorstädtischen Siedlungsgebietes an der Quelle der Nette, am tiefsten Punkt des Stadtgebietes. Der Bereich war häufig überschwemmt.

Die Straße begrenzt die zur Kirche gehörenden Besitzungen im Süden. Pfarrhaus und nachfolgende Baukörper mit kirchliche Nutzung setzen Festpunkte innerhalb des Straßenraumes. Als in der Flucht verspringender Solitärbau steht das Corneliushaus an der Ecke zur Kreuzherrenstraße.

Die übrige den Straßenraum formemden Bauten sind 2- und 3geschossige mehrachsige traufständige Wohnhäuser, Wohn- und Geschäftshäuser, mit Satteldächern, ziegel- und putzsichtige Bauten aus dem 18. bis zum 20. Jahrhundert.

Hühnermarkt
Den Hühnermarkt begrenzen 2- und 3geschossige, meist trauständige Wohn- und Geschäftshäuser mit Sattel-, Walmdächer, in der schmalen Gasse stehen auf schmalen Parzellen kleinteilig ausgeformte 2- und 3geschossige, trauf- und giebelständige putz- und ziegelsichtige Baukörper. Im Gegenüber vermitteln sie den Eindruck eines über Jahrhunderte gewachsenen Straßenraumes.

Börsenstraße
In der Straßenflucht stehen 2geschossige, traufständige Wohn- und Geschäftshäuser des 19. Jahrhunderts in unterschiedlicher Ausprägung, Satteldach 3 bis 8 Achsen. Die Bauten Börsenstraße 6 und 10 bilden eine Torsituation zum Hühnermarkt.

Lange Straße
Die Lange Straße führt als Hauptgeschäftsstraße längs durch den Stadtkern. Als Hauptgeschäftsstraße unterliegt sie einem hohen Veränderungsdruck und zum Teil starken Überformungen. So stehen hier überwiegend Wohn- und Geschäftshäuser in recht heterogener Ausprägung. Es sind mit einzelnen Vorsprüngen der leicht gewundenen Straßenflucht folgende, beidseitig geschlossene Reihen aus 2– und 3geschossigen, größtenteils traufständigen Wohn- und Geschäftsbauten des 19. Jahrhunderts mit Putzfassaden, einzelne Objekte mit backsteinsichtigen Fassaden, mit Satteldächern. Meist sind die Erdgeschosse verändert. In den beiden Reihen stehen einzelne Geschäftsbauten der 1950 Jahre und einzelne Neubauten.

Kreuzherrenstraße
An der Kreuzherrenstraße lagen Bauten mit öffentlicher Nutzung Rathaus (Nr. 22), später auch Justizgebäude, Amtsgericht (Nr. 24), Kreuzherrenschule mit Schulhof, Kreuzherrenkloster mit Garten. Die übrige Substanz besteht aus 2- und 3geschossigen traufständigen, mit Satteldächern gedeckten, verputzten und unverputzten Wohnbauten überwiegend des 19. Jahrhunderts aus Backstein in geschlossener Zeile unmittelbar in der Straßenflucht.

Blauensteinstraße
In Verlängerung der nördlich den Alter Markt begrenzenden Häuserzeile besteht die Substanz aus beidseitig geschlossenen Zeilen von 2- und 3geschossigen, überwiegen trauf- im Ausnahmefall giebelständigen Wohn- und Geschäftshäusern entlang der Straßenflucht, mit einem aufweitenden Versprung des Straßenraumes ab Nr. 9. Die Bauten sind größtenteils verputzt und mit Satteldächern gedeckt. In der variierenden Geschossigkeit, den zu Teil recht schmalen und insgesamt unterschiedlichen Parzellenbreiten, in den wechselnden Traufhöhen und zeitgebundenen baukörpereigenen Gestaltungen lassen sich, dicht beieinander, im straßenräumlichen Miteinander die Ortsentwicklung und die damit einhergehenden baulichen Veränderungen anschaulich nachvollziehen.

Domhof
Die Straße Domhof ist Teil des Areals des ehemaligen Xantener Domhofs und gehört damit vermutlich zum ältesten Siedlungsbereich von Dülken.

Die schmale Straße führt auf das Kolpinghaus in der Straßenachse als Solitärbau vor einer kleinen platzartigen Erweiterung. An der Straße stehen traufständig 2- und 3geschossige größtenteils backsteinsichtige Wohnhäuser in geschlossener Bauweise mit nur geringfügig verschiedenen Traufhöhen.

Schöffengasse
An der schmalen Straße stehen, kleinteilig proportioniert, beidseitig überwiegend 2geschossige traufständige, meist verputzte Wohnhäuser mit Satteldach. Die Straße gibt den Eindruck einer den Hauptwegeführungen nachgeordneten Wohnstraße innerhalb des Stadtkerns wieder.

Pielengasse
Die enge Wegeführung mit 2geschossigen Wohnbauten, Nebengebäuden und Hof-/ Gartenbegrenzung durch eine Mauer gibt Einblick in einen durch Gärten geprägten Blockinnenbereich am Rand des Ortskerns und ist in ihrer Ausprägung bedeutsamer Teil des vielgliedrig gewachsenen Miteinanders des Stadtgefüges.

Augustastraße, ehemals Poethgasse
Die geschlossene Zeilenbebauung der nördlichen Straßenseite konturiert den Straßenverlauf. Es sind Bauten aus der Zeit um 1900, traufständige vorwiegend 2geschossiger Wohnhäuser mit Zwerchgiebel und Putzbänderung. Die übrige Gestalt des Straßenzuges wird durch die heterogene Blickinnenbereichsbebauung aus Nebengebäuden und Freiflächen geprägt.

Cap Horn
Der kleine dreieckige ansteigende Platz mit dem Denkmal von Kaiser Wilhelm I in der ansteigenden gestaltenden Freifläche in seiner Mitte wir im Norden gefasst von geschlossenen Baureihen entlang der Straßenfluchten aus kleinteiligen, 2geschossigen, traufständigen Wohnhäusern. Die südliche Platzkante ist in Baukörperausformung und Nutzung uneinheitlicher. Die Zeile besteht aus 1- bis 3geschossigen Wohnhäusern, giebel- und traufständig, und Wohn und Geschäftshäusern am der Ecke vom Alter Markt.

Marktstraße
Die Bebauung besteht zu beiden Seiten aus 2- bis 3geschossigen Wohn- und Geschäftshäusern, überwiegend Putzbauten aus der Zeit um 1900.

Neumarkt
1909 durch Abriss von Bausubstanz neu geschaffen, erhielt der Platz 1939 durch den Bau des HJ-Heimes eine auf den Platz bezogene städtebaulich Dominante, ist jedoch an den 3 übrigen Seiten nicht als Platz gefasst.

Eligiusplatz
Eligiusplatz entstand nach dem 2. Weltkrieg an Stelle eines zerstörten Blocks, somit ist die dem Platz zugewandte Architektur zufällig und nicht gezielt auf den Platz abstimmt, in der Baukörperausformung sehr heterogen.

Peterboroughplatz
Im Zuge einer Sanierung entstand der Platz durch Aufweitung des Straßenraumes in den 1960er Jahren. Seine Platzkanten werden durch großmaßstäbliche Solitärbauten bestimmt.

Wall und Graben
Die Wall- und Grabenzone zeugt im Verlauf und zusammen mit der erhaltenen und rekonstruierten Stadtmauer von der im ausgehenden 14. Jahrhundert geschaffenen ehemaligen Stadtbefestigung. Sie gliedert sich in etwas gleichem Abstand zueinander parallel geführten äußeren Verlauf des ehemaligen Stadtgrabens und einem inneren Verlauf des ehemaligen Walls.

Die Straßen Nordgraben, Ostgraben, Theodor-Frings-Allee, Westgraben markieren den Verlauf des Grabens, die Straßen Am Neumarkt, Ostwall, Westwall folgen dem Verlauf des ehemaligen Walls.

Der Wall
Der ehemalige Wall ist in einem großen Abschnitt als seitlich von Gartenmauern gefasste Gasse mit Kopfsteinpflaster ausgebildet Das Miteinander von Wohnbauten, Nebengebäuden, Mauerabschnitten und Turmrelikten überliefert den Eindruck der sich seit dem Mittelalter kontinuierlich und in sich stimmig gewachsenen Stadt.

Ostwall
2geschossige taufständige Wohnhäuser aus der Mitte des 19. und aus dem frühen 20. Jahrhundert in geschlossener Bauweise, verputzt oder backsteinsichtig mit Satteldach, einzelnen Flach- oder Mansarddächern prägen den Ostwall. Ein markantes Ensemble überliefert den seit dem Mittelalter gewachsenen Gesamteindruck: die Einmündung des Stichweges von der Kreuzherrenstraße mit Torbogen, Freifläche, Hinterhaus, Stadtmauer und halbrundem Turm.

Westwall
Der Gassencharakter entsteht durch Einfriedungen, Freiflächen, Hinterhäuser, Stadtmauer und durch die hohen geschlossenen Ziegelwände des Fabrikgeländes.

Der Graben
Am ehemaligen Graben stehen die ersten Wohnhäuser vor der Stadtmauer, ab 1830 zwischen Schul- und Hospitalstraße und zwischen Markt- und Schulstraße auf untereinander etwa gleichgroßen kleinen Parzellen, beidseitig – vom Wall und vom Graben aus bebaut, errichtet.

Am Graben zwischen Lange und Venloer Straße sind die Parzellen recht großzügig bemessen. Hier stehen Solitärbauten: als Zeugnis der frühen Industrialisierung die Flachsspinnerei und Zwirnerei Mevissen, südlich davon auf der dem Stadtkern zugewandten Seite eine Reihe repräsentativer Wohnbauten, umgeben von Gartenanlagen.

Ab 1907/ 1909 wurde im Norden unter Einbeziehung der Grabenfläche der Neumarkt angelegt. Ab 1939 entstand hier an dem Platz das 1944 zerstörte HJ-Heim, 1952 als Polizeigebäude neu errichtet.

Im Süden ist der Graben unbebaut, erinnert als gestaltete Grünanlage mit Kriegerdenkmal aus dem 1930er Jahren an die Grenze der dicht bebauten Stadt, ehemals rundum weitläufig von Freiflächen umgeben und in die niederrheinische Ebene eingebunden, und zeugt in der Gestaltung zusammen mit den ihre gegenüber errichteten Solitärbauten mit öffentlichen Funktionen von der Zeit der Niederlegung der Befestigung und des Anwachsens der Stadt über die mittelalterlichen Grenzen hinaus.

An Neumarkt
Der Neumarkt greift als 1909 neu geschaffene Platzanlage über den Graben hinaus. Er wird als Platz städtebaulich deutlich gefasst durch den Bau im Westen und durch die Wohnhäuser an der Kurze Straße. Im Osten steht ein Wohn- und Geschäftshaus jüngerer Zeit.

Nordgraben
Am Nordgraben stehen 2geschossige Wohngebäude und eingeschossige Nebengebäude.

Ostgraben
In der Straßenflucht stehen schlichte 2geschossige, meist 3achsige, traufständige Wohnhäuser mit Satteldach, Putz- oder Backsteinbauten aus der Zeit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum frühen 20. Jahrhundert. Vereinzelt sind es giebelständige Bauten, auch Bauten mit Flachdach und 2geschossige Bauten mit Mezzaningeschoss.

Westgraben
Am Westgraben liegt das Fabrikgebäude Mevissen, es folgen Freiflächen und eine heterogene Zeile von Wohnhäusern des 19. und 20. Jahrhunderts.

Theodor-Frings-Allee
An dem 1871 angelegten Straßenverlauf stehen in gestaltete Freibereiche eingebundene Solitäre, die im Miteinander ein städtisches Ensemble bilden: die höhere Bürgerschule, das Neue Rathaus, freistehende Einzel- und Doppelhausvillen auf der Westseite, gegenüber rundet eine geschlossene Zeile aus Wohnhäuser des 19. Jahrhunderts den Stadtkern ab. Die Zeile besteht aus überwiegend 3achsigen, 2geschossigen, traufständigen Wohnhäusern mit Mezzanin, mit Satteldächern.

Die St. Martin-Straße setzt sich heterogen aus neueren Einfamilienwohnhäusern und rückwärtig zur Blockrandbebauung liegenden Nebengebäuden zusammen.

Der Denkmalbereich
Der Ortskern trifft über die historische Aussage der Einzelobjekte hinaus als ein von den Siedlungsanfängen bis heute kontinuierlich gewachsenes und weitgehend in sich geschlossenes und auch anschauliches Ganzes eine Gesamtaussage zur Ortgeschichte, die erhaltenswert ist. Um die geschichtlichen Werte des Ortes, die Elemente und Strukturen, die erhaltenen baulichen Spuren der Vergangenheit zu dokumentieren und ihre Erhaltung für die Zukunft zu sichern, ist das geeignete Instrument die Ausweisung eines Denkmalbereiches.

Ein Denkmalbereich schützt eine Mehrheit baulicher Anlagen, größere bauliches Zusammenhänge, Gebäudegruppierungen, Straßen- und Platzräume mit geschichtlichem Dokumentationswert, auch historische Ortskerne und deren räumliche Einbindung. Ausschlaggebend für die Feststellung eines Denkmalbereiches ist nicht die historische Substanz allein, nicht jedes Objekt in einem Denkmalbereich ist Denkmal, bzw. muss Denkmal sein, schutzwürdig ist vielmehr die historische Gesamtaussage, die sich im Zusammenwirken von topografischen Gegebenheiten, örtlichem Grundriss, aufgehender Substanz, Freiflächen, Bewuchs, außenräumlichen Details, spezifischen Sichtbezügen und Ortsansichten niederschlägt.

Schutzgestände
Schutzgegenstände des Denkmalbereiches sind die aufgehende Bausubstanz insgesamt, der örtliche Grundriss, die Freiflächen, der Bewuchs, die Blickbezüge, die Dachaufsicht und die Fernwirkung.

Ortsgrundriss
Der Ortsgrundriss setzt sich aus dem Verlauf der Straßen und Wege, aus der Platzbildung, aus der Parzellenteilung, aus Hof- und Gartenflächen und aus dem Verhältnis von bebauten zu unbebauten Flächen zusammen. Die Straßen- und Wegenetz gliedert sich in die parallel geführten Durchgangsstraßen in Nord- Südrichtung, in rechtwinklig verbindende Straßen und Gassen und in Fußwege zwischen den Baublöcken.

Der Verlauf der historischen Wege, die Hierarchie der Straßen und Wege und die Maßstäblichkeit der Parzellenstruktur sollten erhalten werden.

Die Bausubstanz und ihre Merkmale
Das über Jahrhunderte gewachsene Gefüge besteht aus einem Miteinander von Bauten in einer spezifischen durch die Verteilung, die Qualität und die Staffelung der historischen Bauten bestimmten Gesamtstruktur. Die Struktur wird geformt aus den Baukörperstellungen, aus der Maßstäblichkeit der Volumina, aus den Bauproportionen innerhalb der Einzelbauten, aus den Gebäudehöhen, den Traufkanten, den Dachformen, den Dachneigungen, den Firstrichtungen, den Fensterformaten, den Materialien (Backsteinbauten, geschlämmt, verputzt und unverputzt, Fachwerk, Holzfenster, Dachpfannen). Die bauliche Substanz besteht aus Solitärbauten, aus ein- bis zweigeschossigen Häusern in geschlossener und offener Bauweise, aus Wohnhäusern mit rückwärtig oder seitlich im Volumen und in der Gestaltung nach geordneten Nebengebäude und aus Kleingewerbebetriebe. Die Dächer sind Mansard- oder Sattelform ausgebildet und als geschlossene Flächen kleinstrukturiert gedeckt. Das Miteinander der Baukörper wird ergänzt durch den Außenraum gliedern Details wie Mauern, Treppen, Stufen und historische Bodenbeläge. Diese Merkmale sollten durch den Denkmalbereich erhalten werden.

Einzelne Objekte innerhalb des untersuchten Ortskernes sind aus ihrer Substanz heraus denkmalwert. Sie legen in der Regel neben dem Eigenwert Zeugnis ab von den genannten Phasen, sie wirken im Stadtgefüge, ihr historischer Wert weis einen aus dem jeweiligen Zeitabschnitt begründeten städtebaulichen Wert auf und formen im Miteinander den historischen Wert des Ortskerns. Denkmalwerte Bausubstanz ist im Umkreis der katholischen Pfarrkirche verdichtet und deckt sich in der Verdichtung historischer Bausubstanz mit der historischen Keimzelle des Ortes.

Zahlreiche andere Bauen sind in der historischen Substanz teilweise oder weitgehend erhalten, sie sind jedoch auf Grund von Veränderungen oder einem allgemein nicht auseichenden architektonischen Zeugniswert selbst nicht denkmalwert, sind aber in der Kubatur (in Außenwänden, Fensterformaten, Trauflinien, Traufhöhen, Dachausbildung, Material) erhalten und tragen mit ihrer nach außen wirksamen Bausubstanz zum historischen Gesamteindruck bei, formen oder unterstützen die historische Gesamtaussage eines Straßenzuges oder des Ortskerns insgesamt mit. Sie tragen zum einheitlichen Gesamteindruck des gewachsenen Orts bei und belegen die Ortsgeschichte. Diese Objekte sind aus historischen Gründen erhaltenswert im Sinne des § 25 DSchG NW.

Die Gruppe der erhaltenswerten Bauten ist – so wie die gesamte aufgehende Bausubstanz – in sich vielgestaltig:

Freiflächen
Die Freiflächen, - die rückwärtigen Flächen, Gärten, die Plätze und Straßenräume -, vermitteln zusammen mit den kleinteiligen Bauten den ländlichen Eindruck. Ziel ist die Bewahrung des dörflichen Charakters durch Erhaltung der Kleinflächen, Plätze, Hofräume und Gärten.

Blickbezüge
Einzelne markante innerörtliche Sichtachsen und Bilder, Sichtbezüge innerhalb und charakteristische Ansichten auf das bläuliche Gefüge veranschaulichen die historischen Werte oder verankern den historischen Ort in der Umgebung.

Silhouette
Der Ortskern zeigt sich als ein städtischer Gesamtkörper in Ansicht und Silhouette von Nordwesten und Westen. Der Kirchenbau beherrscht die in der Höhe gleichmäßige Ortstruktur.

Mit Bezug auf historische Darstellungen ist die Ortsansicht/ Ortssilhouette von Osten erhaltenswert.

Eine besondere Qualität wird dem Blick von Süden von der Moselstraße durch das Gässchen neben dem Pastorat zwischen den seitlichen Backsteinfassaden auf den Turm beigemessen.

Begründung
Dem Ortskern von Dülken wird ein bedeutender Aussagewert für das Leben der Menschen in Dülken, auch für die allgemeinen, politischen, sozialen Verhältnisse und Geschehensabläufe im Ort und für die Geschichte der Region zugesprochen.

Der bezeichnete Denkmalbereich soll unter Schutz gestellt werden, weil ein öffentliches Interesse an der Erhaltung des Gesamtgefüges in der Beziehung der einzelnen Objekte zueinander besteht, denn der Ortskern von Dülken ist bedeutend für die Geschichte, insbesondre für die Ortsgeschichte, die Regionalgeschichte, die Siedlungsgeschichte und für die Architekturgeschichte.

Dülken ist durch die Lage in der niederrheinischen Ebene, durch das Zusammenwirken der erhaltenen historischen Bauten als Kirchort ein Beispiel der über Jahrhunderte gewachsenen und in sich differenzierten typischen Besiedlungsform der Region. Als befestigter Ort hatte Dülken die Privilegien einer Stadt (beispielsweise das Marktrecht) inne und übernahm über Jahrhunderte bündelnde Funktionen für die unmittelbare Umgebung. Die überlieferte Substanz und auch die Verankerung des Ortes in der Umgebung durch das sternförmige regionale Wegesystem, das im Ortsgrundriss zusammenläuft, lässt die Geschichte und die Entwicklung des Ortes anschaulich nachvollziehen. So ist der Ort in seiner kleinteiligen Struktur und Gestalt ein anschauliches Zeugnis der Siedlungsgeschichte der Region und für seine Erhaltung sprechen siedlungsgeschichtliche Gründe.

Die historische Substanz, die Verteilung von Bauten, die Zuordnung der Baukörper, die Bildung von Hof- und Straßenräumen und die Platzbildung lassen historische Wohnformen und das Zusammenspiel von landwirtschaftlichen und gewerblichen Nutzungen, die Bedeutung als Handelsplatz, soziale Verhältnisse und Bezüge, nutzungsbedingte Veränderungen und kontinuierliche Ortsentwicklungen ablesen. Für die Erhaltung des inneren Ortsgefüges werden ortsgeschichtliche und städtebauliche Gründe angeführt.

Für die Erhaltung aus architekturgeschichtlichen und hauskundlichen Gründen spricht die Ausformung der markanten Einzelbauten, prägnanten Solitärbauten, der Haus- und Hoftypen und der gewerblich genutzten Räume und Baukörper im baulichen Miteinander.

Der Ortskern von Dülken ist in seiner Struktur und Gestalt bezogen auf das Umland seit seiner Entstehung als mittelalterliche Stadt im darauf aufbauenden Charakter lesbar geblieben und in wesentlichen Merkmalen erhalten. So ist der Kirchturm in der Ortsmitte das Erkennungsmerkmal des Ortskerns und die Ortssilhouette wirkt insbesondere nach Westen weit in die Landschaft, so dass für die Erhaltung des Ortes als ein Ganzes auch kulturlandschaftliche Gründe sprechen.

Räumlicher Geltungsbereich
Die vorgeschlagene Grenze des Denkmalbereiches folgt dem Graben und umschließt den jeweiligen Straßenraum, der in den einzelnen Abschnitten in unterschiedlicher Ausprägung von der ersten Stadterweiterung jenseits der Befestigung zeugt.

Stand
11.12.2012

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