Herd- und Ofenfabrik Gebrüder Dinsing

Listenart: Baudenkmal, industrielle Denkmäler
Listen-Nummer457
Baujahr1898/1909
eingetragen seit30.08.2005
Flur / Flurstück87/1119
AnschriftRahserfeld 12, Viersen - Viersen

Geschichte
Anfang 1898 stellen die Gebr. Dinsing, Ofenbauer aus Viersen, einen Bauantrag auf Errichtung einer Herd- und Ofenfabrik auf zuvor von Wilhelm Brauers im Rahserfeld gekauftem Gelände. Aus dem Antrag geht die geplante Beschäftigtenzahl (50 Personen) sowie die beabsichtigte Antriebstechnik (Kessel von 56 qm, Dampfmaschine von 30 PS) hervor. Der Bauantrag wird am 26.7.1898 genehmigt.

Obwohl keine Bauabnahme beurkundet ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Produktion noch 1898 aufgenommen worden ist. Bebaut wurde zunächst der südliche Randbereich des Grundstückes, es entstanden von Osten nach Westen das noch heute die südliche Straßenfront bildende Lagergebäude von 9 Achsen Länge sowie das westlich gelegene Fabrikationsgebäude. 1899 wurde der freigebliebene Zwischenraum zwischen beiden Bauten geschlossen. Zwischen 1900 und 1906 vergrößerte sich der zusammenhängende Baubestand um von Süd nach Nord ausgerichtete Trakte im westlichen Teil des Areals.

Die heute sich bietende Ansicht zum Rahserfeld und zur Bahn hin entstand 1909 mit dem Bau von Kontorgebäude, Magazin und nördlich anschließenden Montagehallen, wobei Lager von 1898 und Kontor-Geschossbau von 1909 die Werkseinfahrt flankieren.

Weitere Bautätigkeiten wurden bis 1962 ausgeführt.

1971 erfolgte der Konkurs der Dinsing Werke. Die ebenfalls der Viersener Metallindustrie entstammende Fa. Rapido (Wilh. Pfahl, Dülken, 1896 gegründet) übernahm, bis 1976 als "Rapido-Dinsing" firmierend, den Betrieb, der fortbesteht.

Beschreibung
Der östliche Saum der Werksanlage wird geprägt vom 1909 entstandenen, 3 1/2 geschossigem Kontorbau (3). Zwei Dreiecksgiebel von je 3 bzw. 2 Achsen Breite akzentuieren das Gebäude. Der südliche, zur Werkseinfahrt hin gelegene Giebel weist neben seiner größeren Breite auch umfängliche Zierformen auf. Ochsenauge, Treppen-Blendgiebel und halbkreisförmiger, gebänderter Aufsatz sowie die schmiedeeisernen Initialen "GD" - "Gebr. Dinsing" - betonen die Eingangssituation. Die Gebäudefront lebt optisch von dem klar ausgeprägten Gegensatz zwischen gelben und roten Verblendklinkern. Gelb gehalten sind die Vertikal-Lisenen und Simsbänder sowie der Erker im 1. Obergeschoss des Südgiebels, der einen Balkon in Höhe des 2. Obergeschosses trägt. Nach Norden sind dem achtachsigen Geschossbau noch drei weitere, zweigeschossige Achsen angegliedert, eine daran anschließende Blendmauer mit Attikazone verbrämt mit gekoppelten Blindfensterfronten zwischen gelben Backsteinlisenen die dahinter liegenden Sheddachzonen. Innenaufteilung, Treppenhaus, Täfelungen und Türen des Kontorgebäudes sind noch im originalen Zustand.

Südlich der Werkseinfahrt liegt das neunachsige, zweigeschossige Lagergebäude (1). Der Bau weist im Obergeschoss großflächige, gusseisenversprosste Rundbogenfenster, im Erdgeschoss ebensolche Stichbogenfenster auf. Auf den roten Klinkerflächen schaffen gelbe Lisenen und Überfangbögen sowie ein Stufengesims gliedernde Akzente. Wie beim Kontorbau betonen auch hier die der Einfahrt zunächst gelegenen zwei Achsen durch leichte Erhöhung den Werkseingang.

Bei den beiden oben beschriebenen Gebäudeteilen der ehemaligen Rheinischen Herd- und Ofenfabrik Gebr. Dinsing, - Lager und Kontor mit anschließender Blendmauer - handelt es sich um ein Denkmal im Sinne des § 2 (1) DSchG NRW.

Die Gebäude sind bedeutend für die Geschichte der Städte und Siedlungen sowie für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Für ihre Erhaltung und Nutzung liegen künstlerische, städtebauliche und wissenschaftliche Gründe vor.

Letztere ergeben sich aus der gehobenen gestalterischen Qualität der bewusst auf Schauwirkung hin angelegten West- vor allem aber der Ostansicht des Werkes. Besonders das Kontorgebäude weist eine gestalterisch originelle und eigenwillige Kontur auf mit der asymmetrischen Gestaltung von Höhen- und Längenausdehnung und dem kontrastreich eingesetzten Gegensatz zwischen gelben und roten Klinkerflächen. Durch den für den Stadtteil Rahser dominierenden Eindruck der weithin sichtbaren Fabrikfront in einheitlicher Gestaltung, verleiht der diesem ehemaligen Produktionsdistrikt der Stadt Viersen noch heute ein Markzeichen.

Zudem kommt der Erkenntniswert für die Architekturgeschichte des Fabrikbaus. Sie ist hier mit zwei deutlich unterscheidbaren Phasen vor und nach der Jahrhundertwende vertreten und dokumentiert die allmähliche Durchsetzung moderner Prinzipien ge-genüber dem historistischen Fabrikbau, dessen Einflüsse hier durchaus noch spürbar sind.

Schließlich stellt das Werk einen eindrucksvollen Beleg für die in Stadt und Kreis Viersen vielfältig entwickelte eisenverarbeitende Industrie dar.

Quellen
Der Eintragungstext ist in weiten Teilen dem Gutachten des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege von Axel Föhl gemäß § 22 (3), 1 DSchG NRW zum Denkmalwert gemäß § 2 DSchG NRW vom 13.05.1993 entnommen.
Akte Rahserfeld 12
FB 60/II Bauordnung
Akte Rahserfeld 12
FB 80/I Denkmalpflege

Stand
FB 80/I Zentrale Bauverwaltung
-Untere Denkmalbehörde-
Juni 2005

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