Wohnhaus und Werkstatt Theodor Zimmermann

Listenart: Baudenkmal, städtische Denkmäler
Listen-Nummer529
Baujahr1905
eingetragen seit25.09.2017/ Fortschreibung 10.07.2020
Flur / Flurstück102/507
AnschriftAm Klosterweiher 46, Viersen - Viersen

Beschreibung
Das Wohnhaus wird laut Bauakte 1905 für Theodor Zimmermann(s) errichtet. Es handelt sich um ein dreigeschossiges, in drei Achsen gegliedertes Wohngebäude aus Backstein mit ornamentierter Putzfassade zur Straße. Es ist als Reihenhaus eingebaut in eine Zeile von im Wesentlichen gleichartigen Wohnhäusern derselben Zeitstellung.

Der Verputz des Erdgeschosses imitiert Quadermauerwerk. In der rechten Achse befindet sich der zurückliegende getreppte Hauseingang, der wie die beiden Fensteröffnungen mit einem Schlussstein betont wird. Ein profiliertes Gurtgesims bildet den Übergang zum glatt verputzten Mauerwerk der Obergeschosse. Daran schließen sich die Brüstungszonen unter den Fenstern des 1. Obergeschosses an. Diese sind mit einer grafischen Ornamentik aus Art Déco Motiven gefüllt. Von einem Fensterbankgesims ausgehend führt die Rahmung der Fenster zu einer profilierten Verdachung. Die Zwischenräume zwischen den Fensteröffnungen und deren Verdachungen werden von mittigen Schlusssteinen mit Blumendekoren und grafischer Ornementik gefüllt. Die Fensteröffnungen im 2. Obergeschoss werden ebenfalls durch ein Fensterbankgesims verbunden. Unterhalb der Fensterbänke und über den Fensteröffnungen schwingen die Fensterrahmungen aus. Zudem unterbrechen dekorierte Schlusssteine und schlichte Dekorsteine auf Fensterkämpferhöhe die Rahmungen. Das mehrfach profilierte Dachgesims schließt unmittelbar an. Alle Fenster sind als T-Stockfenster ausgeführt.

Die Fassade der Rückseite ist, wie häufig bei Stadthäusern aus dieser Zeit, schlicht verputzt.

Der Grundriss im Inneren ist unverändert erhalten. Der Flurbereich weist einen farbigen Fliesenboden und Stuckrahmung an der Decke auf. Die zweiläufige, aufwendig gearbeitete Holztreppe mit Mittelpodesten ist mit einem reich verzierten Anfangspfosten mit figürlicher und floraler Ornamentik und einem gedrechselten Geländer ausgestattet. Innentüren als Kassettenfüllungstüren, Stuckrahmungen und -rosetten an den Decken sowie Dielenböden sind ebenfalls bauzeitlich.

Auf dem hinteren Grundstück befindet sich die Schreinerwerkstatt, die 1913 von J. van Schoonderwaldt für Theodor Zimmermann(s) errichtet wird. Der zweigeschossige Baukörper lässt mit den Außenmaßen von 9,50 m x 5,00 m eher auf einen Kleinbetrieb schließen. Der schmucklose Backsteinbau mit einem Pultdach ist gleichmäßig mit hochrechteckigen Fenstern und einer Eingangstür gegliedert.

Der Planverfasser, Martin Küppers, war mit seinem Baugeschäft um 1900 ein viel beschäftigter Bauunternehmer in Viersen, vor allem im Bereich der Südstadt. Für die Pfarrei St. Josef errichtete er das Pfarrhaus, die Kaplaneien und das Josefskloster. Als Planer und Bauherr trat er bei den Wohnhäusern an der Königsallee 24/ Ecke Bahnhofstraße 32 und 34 auf. 1920/21 besitzt er zudem eine Ziegelei An der Eisernen Hand, mit eigenem Gleisanschluss an die Industriebahn – eine für Bauunternehmer im späten 19./Anfang des 20. Jahrhunderts nicht unübliche und zweckmäßige Kombination.

Begründung des Denkmalwerts
Als in seiner wesentlichen Struktur und im gestalterischen Detail original erhaltenes Wohnhaus des frühen 20. Jahrhunderts, ist das Wohnhaus Am Klosterweiher 46 bedeutend für Viersen, da es Bauweise und Wohnverhältnisse dieser Zeit anschaulich überliefert. Bautypologisch und hinsichtlich des gestalterischen Stils steht das Gebäude noch ganz in der späthistoristischen Tradition der Jahrzehnte davor und ist daher ein Beispiel, wie sehr der „Jugendstil“ der Jahre nach 1900 noch den Auffassungen der vorangegangenen Jahrzehnte verhaftet bleibt. Besonders deutlich wird diese architekturgeschichtliche Stellung im Vergleich zu dem nur wenige Jahre später (1912/13) geplanten Nachbargebäude Am Klosterweiher 40, das in einer neusachlich-traditionalistischen Formensprache gehalten ist, die sich als „bodenständige“ Reformarchitektur bewusst von Jugendstil und Historismus absetzen will. Es ist ein typisches und substantiell sehr anschaulich erhaltenes Zeugnis dieser bauhistorischen Übergangsphase.

Die immer noch große Zahl der Wohnhäuser dieser Zeit in der Viersener Innenstadt, die ganze Straßenzüge prägen, belegt, wie wichtig diese Epoche in architekturgeschichtlicher wie städtebaulicher Hinsicht für die Stadtentwicklung war und ist. Auch die westliche Seite der Straße Am Klosterweiher wird von solchen um 1900 entstandenen Wohnhäusern sowie dem ebenfalls noch vor dem Ersten Weltkrieg begründeten Kinderkrankenhaus (ehemalige Kinderbewahranstalt) geprägt. Als Teil dieser das Straßenbild definierenden Bebauung besitzt das Gebäude Am Klosterweiher 46 erhebliche städtebauliche Bedeutung.

Die Werkstatt auf dem hinteren Grundstücksteil spiegelt das typische Kleingewerbe, hier eine Schreinerei, im Hinterhof wider. Die Kundschaft wird aus dem nahen Umfeld generiert. Das Wohnhaus mit dem Gewerbebau ist für die Ortsgeschichte und für die Sozialstruktur des Gebietes von Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur- und städtebaugeschichtlichen sowie städtebaulichen Gründen besteht an der Erhaltung und Nutzung des Wohnhauses und des Werkstattgebäudes Am Klosterweiher 46 gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes ein öffentliches Interesse.

Stand
FB 80/II Bauen, Umwelt und Liegenschaften
-Untere Denkmalbehörde-
Viersen, den 12.09.2017
Fortschreibung: Viersen, den 05.06.2020

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