Neuer Gedenkstein am Viersener Galgenberg

Der Verein „Geschichte für Alle“ hat - unterstützt vom Stadtarchiv und finanziell gefördert von der Sparkassenstiftung - einen neuen Gedenkstein am Viersener Galgenberg aufstellen lassen. Er weist auf die alte Hinrichtungsstätte hin, die sich an der Gladbacher Straße in Fahrtrichtung Mönchengladbach unmittelbar hinter der Einmündung „Wolfskull“ in einem kleinen Wäldchen befindet.

Ein erstes Mahnmal war 1928 durch den Verschönerungsverein Viersen wenige Meter entfernt errichtet worden, der brüchige Sandstein war allerdings im Laufe der Zeit allerdings zerborsten, der Gedenkstein umgestürzt. Der jetzige Stein besteht aus Gneis.

„Wir sind Teil der Geschichte. Was damals an Grausamkeiten geschehen ist, liegt lange zurück. Aber bis in die heutige Zeit erleben wir in der Welt Schreckliches. Deshalb sollten wir diesen Ort als Mahnung an uns selbst verstehen“, sagte der Erste Beigeordnete Dr. Paul Schrömbges bei der Präsentation des neuen Gedenksteins.

Todesurteile wurden im alten Viersen vom Weisenstein aus verkündet, der heute wie damals auf dem Platz an der Remigiuskirche liegt. Dabei stieg der jüngste der sieben urteilenden Schöffen auf den Stein, ließ den Verurteilten vor sich führen und brach zwei Stäbe über seinem Kopf. Das bedeutete, dass die Gemeinschaft des Verurteilten mit den Viersenern symbolisch zerbrochen war. Deshalb auch das Sprichwort „über jemanden den Stab brechen“.

Bis 1727 konnte man gegen das einmal gefällte Urteil keine Revision einlegen. Erst danach durfte man sich zur Überprüfung des Urteilsspruchs an ein höheres Gericht wenden. Das Todesurteil hatte also unweigerlich zur Folge, dass der Verurteilte auf dem Galgenberg, der an der Grenze zu Mönchengladbach knapp westlich der heutigen Gladbacher Straße liegt, gehenkt und den Raben überlassen wurde. Wie damals üblich sollte die unheimliche Richtstätte, um die sich allerlei abergläubische Mythen rankten, möglichst weit weg von den Höfen der Lebenden liegen.

Als 1543 der Deutsche Kaiser Karl V. auf dem Wege zu den Friedensverhandlungen in Venlo durch Viersen kam und einen Unglücklichen am Galgen hängen sah, ließ er den Tross anhalten, nahm der Legende nach sein Barett vom kaiserlichen Haupt und tat den Spruch „Meinen Gruß der Viersener Gerechtigkeit!“. Dieser Spruch befindet sich auch auf einem Findling, der am Galgenberg noch zu sehen ist. Im Bereich der Hinrichtungsstätte wurde vor vielen Jahren ein eiserner Halsring gefunden. Er ist heute im städtischen Besitz und ist das einzige Relikt, das aus der damaligen Zeit übrig geblieben ist.

Übrigens: Anlässlich der „Criminale 2011“ hat der Verein „Geschichte für Alle“ eine Publikation mit dem Titel „Tatort Viersen - Kriminalgeschichten aus der Frühen Neuzeit“ herausgegeben, die auch heute noch im Stadtarchiv und im Buchhandel erhältlich ist. Hier erfährt man mehr von Strafverfolgung und Rechtspraxis in der frühen Neuzeit. Ein Kapitel befasst sich ausführlich mit dem Viersener Galgenberg.

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Pressemitteilung Stadt Viersen
Inhalte geben den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (15.05.2014) wieder.

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