Online-Abstimmung über den Namen

Sechsundneunzig Namensvorschläge für den neuen, modernen Gebäudekomplex, der zurzeit in der Mitte Dülkens entsteht: Das war das Ergebnis eines gemeinsamen Aufrufs der Stadt Viersen und des Investors Hellmich. Für den Neubau samt Edeka-Markt, der zwischen Westwall und Westgraben im Bereich des ehemaligen Bodeewes-Geländes seiner Fertigstellung entgegengeht, soll ein prägnanter Name gefunden werden. Eine elfköpfige Jury aus Vertretern der an Planung und Bau beteiligten Institutionen sowie aus der Dülkener Bürgerschaft hat jetzt drei Vorschläge aus den vielen kreativen und guten Ideen ausgewählt.

Aus diesen drei Vorschlägen sollen nun die Bürgerinnen und Bürger den Namen auswählen, der zu dem neuen Komplex passt. Weil bereits bei der Planung der Bezug zur historischen Bedeutung des Ortes und Dülkens stets eine besondere Rolle spielte, hat die Jury diesen Aspekt auch bei ihrer Entscheidung in den Vordergrund gestellt. Abstimmen können alle Bürgerinnen und Bürger ab Dienstag, 15. September 2015, auf der Internetseite des Werberings Viersen aktuell (www.werbering-viersen.de) und direkt im Dülken-Büro (Öffnungszeiten: www.duelkenbuero.de). Die Abstimmung läuft bis Ende September. Anschließend soll das Ergebnis bekanntgegeben werden.

Die ausgewählten Vorschläge:

Am Kesselsturm

Innerhalb des modernen Gebäudekomplexes können Besucher und Bewohner künftig einen Blick auf das Vergangene werfen, das diesem Namensvorschlag seine Begründung verleihen würde. Im Zuge des Abrisses einer Lagerhalle des Holzhandels Bodeewes wurde das Fundament des früheren „Kesselsturms“ wiederendeckt und daraufhin in das Bauvorhaben integriert. Durch ein archäologisches Fenster bleibt der Fund nach der Fertigstellung sichtbar.

Historisch belegt ist der Name Kesselsturm in einem gezeichneten Plan der Stadt Dülken aus dem Jahre 1609. Auf ihm ist die komplette Stadtummauerung mit sämtlichen Türmen zu sehen. Einer davon, im Bereich der westlichen Stadtmauer, wird als „Kesselsturm“ bezeichnet. Der Bereich, in den man von der heutigen Börsenstraße aus gelangt, wurde schon 1638 in Bezug auf Johannes in der Gatzen sowie in Bezug auf Jan van Kessel (zwei Besitzer, welche aufeinanderfolgend ein herrschaftliches Haus vor Ort bewohnten) „In der Kesselgass“ genannt.

Am Westgraben

Die Straßenbezeichnung Westgraben existiert in Dülken bereits seit vielen Jahren. Mit der Wahl dieses Namens würde der historisch belegte, zum Verteidigungssystem der Stadt gehörende „Westgraben“ geografischer Pate für den neuen Gebäudekomplex.

Bereits der Straßenname Westgraben verdankt seine Existenz der mittelalterlichen Stadtbefestigung Dülkens. Den Befestigungsmauern der Stadt war als Annäherungshindernis ein Grabensystem vorgelagert, an dessen stadtabgewandter Seite ein Weg entlanglief. Die Urkatasterkarte von 1826 zeigt, dass dessen Verlauf im Westen exakt mit der heutigen Straßentrasse des Westgrabens übereinstimmt.

Flachsspinnerei

Teile der Fabrikbauten der ehemaligen Flachszwirnerei und -spinnerei Gerhard Mevissen, die zwischen Venloer Straße, Westwall und Westgraben ihren Sitz hatte, stehen noch heute auf dem Gelände, auf dem der Neubaukomplex entsteht. Diese Gebäude sind der älteste verbliebene Beleg für die Wirtschaftsentwicklung Dülkens und stünden somit als Namensgeber parat, um die Ausrichtung des Stadtteils in Richtung Zukunft zu dokumentieren.

Die denkmalgeschützten Fabrikbauten stammen aus den Jahren 1841/1854. Auf der westlichen, gegenüberliegenden Hofseite liegt nach Süden versetzt der noch erhaltene zweieinhalbgeschossige Bau der mechanischen Flachsspinnerei von 1854. Dem ursprünglich acht Achsen langen Trakt ist im Süden ein Treppenhaus von zwei Achsen Breite hinzugefügt worden. Fassadenaufteilung und Fenstergrößen wechseln hier. Auch die Spinnerei weist Stichbogenfenster mit Überfangbögen auf, die ebenso wie die der Zwirnerei Natursteinsohlbänke zeigen. Die Anlage gilt als bedeutend für die städtebauliche Entwicklung und dokumentiert die damit einhergehende Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse dieser Zeit. Die Fabrikbauten stehen aus vielfältigen weiteren Gründen unter Denkmalschutz. Sie bleiben so erhalten, werden saniert und harmonisch in die Neuentwicklung eingefügt.

HINTERGRUND:

Der neue Gebäudekomplex

Auf gut 6000 Quadratmetern entsteht zwischen Westwall und Westgraben ein moderner Baukomplex, der neben Wohnungen und Gewerbeflächen einen 2700 Quadratmeter großen Edeka-Aktiv-Markt beherbergen wird. Der Neubau ist eines der größten Bauvorhaben der letzten Jahre in Dülken. Etwa 1500 Quadratmeter werden im oberen Bereich des Neubaus für attraktive Wohnungen, Praxisräume und Dienstleister vorgesehen. Hier sind unter anderem vier Praxen mit Größen zwischen etwa 210 und 250 qm geplant. Vier Wohnungen (70 bis 114 qm) erlauben ein komfortables Leben im Herzen der Dülkener Altstadt. Das Gebäude des Lebensmittelmarktes wird als Massivbau mit einer Klinkerfassade ausgeführt. Die denkmalgeschützten Gebäudeteile der ehemaligen Textilfabrik bleiben erhalten und werden fachgerecht saniert. Zehn Millionen Euro werden hier investiert.

Die noch erhaltenen Teile der ehemaligen Flachsspinnerei Mevissen werden umfassend und substanzschonend in die Neuentwicklung integriert. Entlang des Westwalls wird das Gebäude den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer nachzeichnen. Die hier noch vorhandenen Fundamente des Kesselsturms werden in das Bauvorhaben integriert. Sie sind später sowohl im Gebäude durch ein archäologisches Fenster als auch von außen für die Öffentlichkeit gut sichtbar.

Unmittelbar gegenüber an der kleinen Platzfläche „Am Kesselsturm“ konnten Reste der inneren Stützmauer der früheren Befestigungsanlagen freigelegt werden. Auch diese sollen durch ein archäologisches Fenster erlebbar gemacht werden. Im Zusammenspiel mit erläuternden Infotafeln, dem inszenierten Turm in der Fassade des Einkaufszentrums, der Gartenmauer weiter südlich, der durchgehenden Pflasterung des Westwalls sowie der Kennzeichnung des Mauerverlaufs durch ein Klinkerband entsteht hier ein dichtes, erlebbares Themenensemble zur historischen Wallanlage Dülkens.

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Pressemitteilung Stadt Viersen
Inhalte geben den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (11.09.2015) wieder.

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