So wird der Altweiber-Nachmittag

„Weicher Ausklang“ heißt die Devise für das Programm auf dem Alten Markt am Altweiber-Donnerstag nach dem Ende der offiziellen Eröffnung des Straßenkarnevals. Es wird ein Musikprogramm geben. Dieses Angebot wird aber deutlich kürzer als in den Vorjahren sein und anders klingen. Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Viersen, der Polizei, des Deutschen Roten Kreuzes und des Vereins Kontakt-Rat-Hilfe sowie des Vaterstädtischen Vereins Dülken haben am Montag, 25. Februar 2019, die Pläne vorgestellt.

Im Mittelpunkt steht dabei die Zeit nach dem Ende des Eröffnungsprogramms. Dieses beginnt um 13:11 Uhr auf der Bühne auf dem Alten Markt. Dauern werden die Darbietungen voraussichtlich eine gute Stunde. Anschließend wird Karnevalsmusik vom Band gespielt. Bis gegen 15.15 Uhr kann zu den jecken Klängen geschunkelt und gefeiert werden. Dann wird die Bühne vom Alten Markt gefahren.

Bürgermeisterin Sabine Anemüller sagte, das Brauchtum solle und müsse erhalten bleiben. Andererseits müsse die Stadt dem „Besäufnis der Jugendlichen und Kinder entgegentreten“. Die Zustände der vergangenen Jahre könnten nicht hingenommen werden. Der „weiche Ausklang“ mit Karnevalsmusik sei ein „Testballon“. Er solle helfen, dem Ruf, den der Altweiber-Donnerstag in Dülken habe, entgegenzutreten. Sie erinnerte daran, dass der Vaterstädtische Verein jederzeit die Möglichkeit habe, das Musikprogramm sofort abzubrechen.

Der Fachbereichsleiter Ordnung und Sicherheit Thomas Ricker sagte, nach der „sehr schönen“ offiziellen Eröffnung mit einer gemischten Zuschauerschaft wandele sich das Publikum. Das Ordnungsamt beobachte, dass die Zwölf- bis 17-Jährigen teilweise schon am Morgen auf dem Weg zu Schule Alkoholbunker anlegten. Was dann im Lauf des Nachmittags passiere, fasste er so zusammen: „Manche betrachten das als gesetzlosen Tag.“

Andreas Rekel, Leiter der Polizeiwache Viersen, stellt klar: „Die Polizei unterstützt friedliche Feiern – im gesetzlichen Rahmen auch mit Alkohol.“ Es sei schön, wenn viele Menschen friedlich feiern wollten: „Das sollten Wenige nicht kaputtmachen.“ Er sprach von 2500 bis 3000 Jugendlichen, die sich am Altweiber-Donnerstag auf dem Alten Markt treffen. Im vergangenen Jahr sei 60 von ihnen ein Platzverweis erteilt worden, weitere 25 durften im Gefangenenbus Platz nehmen. Dass es insgesamt nur zehn Körperverletzungen und drei weiter Straftaten gegeben habe, sei ausdrücklich der offensiven Präsenz der Polizei zu verdanken. Dazu gehöre auch die „leider heutzutage nötige Begleitung der Rettungskräfte“.

Fachbereichsleiter Feuerwehr und Zivilschutz Frank Kersbaum war sicher: „So wie es in der Vergangenheit war, darf es nicht mehr weitergehen.“ Man müsse die unterstützen, die Karneval feiern wollten. Er sagte, es sei inzwischen erforderlich, für diesen Tag spezielle Absprachen mit den Krankenhäusern zu treffen. Die Zahl der infolge ihres Alkoholkonsums Eingelieferten sei so hoch, dass durch entsprechende Regeln die vorrangige Behandlung echter medizinischer Notfälle gesichert werden muss.

Für das Deutsche Rote Kreuz berichtete Thorsten Möller, dass die Kapazitäten und die Personalstärke für 2019 nach den Erfahrungen des Vorjahres noch einmal aufgestockt wurden. 2018 seien mehr als 60 Helfer im Einsatz gewesen. Knapp 60 Patienten seien am Versorgungsplatz an der Kreuzherrenstraße versorgt worden, „davon zwei Schnittwunden“. Die jüngste Patientin sei zwölf gewesen, sie landete mit einer Alkoholvergiftung als Notfall im Krankenhaus.

Cigdem Bern, Beigeordnete für Jugend, sprach von einem „Treffen, zu dem die Jugendlichen zum Zweck des Betrinkens kommen“. Das sei eine nicht mehr tragbare und alarmierende Entwicklung. Das Jugendamt stelle hier den Jugendschutz in den Vordergrund: „Wir sind für den fröhlichen Karneval und Spaß an traditionellen Aktivitäten.“ Sie appellierte, an Karneval verantwortungsvoll mit Alkohol umzugehen: „Das gilt sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene.“

Fachbereichsleiterin Jugend und Familie Sabine Rau sagte: „Das, was wir im Verlauf des Tages sehen, hat mit Karneval nichts zu tun.“ Die Kinder und Jugendlichen hätten an diesem Tag „großen Hilfebedarf“. Oft komme es zu „schambehafteten Handlungen“, die man am nächsten Tag gerne ungeschehen machen würde. Darum sei das Jugendamt mit Unterstützung durch den Verein Kontakt-Rat-Hilfe auch in den Tagen nach Altweiber aktiv. Schließlich seien Volltrunkene nicht empfänglich für Beratungen.

Yella Lennartz berichtete für den Verein Kontakt-Rat-Hilfe, dass nach dem Tag „viele Gespräche“ geführt werden. Diese werden insbesondere allen Eltern angeboten, die ihre Kinder am Altweiber-Donnerstag abholen müssen, weil sie nicht mehr allein nach Hause gelassen werden konnten.

Erich Schmitz, Ehrenpräsident des Vaterstädtischen Vereins, sagte, der Großteil der Kinder und Jugendlichen wolle einfach nur fröhlich feiern. Sein Verein beobachte aber auch eine stetige Steigerung von Aggressivität und Alkoholkonsum. Dem habe man schon früher mit Kampagnen wie „Keine Kurzen für die Kurzen“ entgegenwirken wollen. Der Vaterstädtische Verein beteilige sich gern am „weichen Ausklang“.

Alle vertretenen Institutionen sind am Altweiber-Donnerstag mit vielen Kräften auf und um den Alten Markt vertreten. Im Dülkener Kernbereich herrscht Glasverbot, das an den Eingangssperren kontrolliert wird. Bollerwagen mit großen Musikboxen-Aufbauten sind aus Sicherheitsgründen im Feierbereich verboten. Polizei und Ordnungsamt haben eine „Null-Toleranz-Linie“ angekündigt. Wer auf freundliche, aber deutliche Ermahnung nicht reagiert, für den ist die Feier an diesem Tag zu Ende.

Das Deutsche Rote Kreuz ist in der Tiefgarage an der Kreuzherrenstraße zu finden. Das Jugendamt und die Suchtberatungsstelle Kontakt-Rat-Hilfe sind gegenüber den Räumen der Pfarre St. Cornelius zu finden.

Pielengasse und Vogelsanggasse sind komplett abgesperrt. Für dringende Bedürfnisse stehen rund um den Alten Markt mobile Toiletten bereit. Kostüme sind im Veranstaltungsbereich erwünscht, es dürfen aber keine Anscheinswaffen mitgeführt werden. Kinder-Cowboys kommen also rein, große Westernhelden müssen den „Colt“ daheim lassen.

Alle Beteiligten werden sich nach Karneval an einen Tisch setzen und die Ergebnisse 2019 auswerten. Dann geht es an die Planung für 2020.

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Pressemitteilung Stadt Viersen
Inhalte geben den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (26.02.2019) wieder.

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