Theodor-Frings-Allee (D 5270)



(seit 17.11.1970 Theodor-Frings-Allee)

1871 Friedenstraße

1879 Friedenstraße

1892/95 Friedenstraße

15.09.1970 Westgraben

Die Straße verläuft vom Kreuzungsbereich Ostgraben/Lange Straße zunächst in westliche Richtung, nimmt dann nach gut 100 m ihre Richtung nach Norden und mündet schließlich in die Venloer Straße.

Erste Überlegungen über die Anlage eines größeren Straßenzuges südlich der historischen Altstadt existierten bereits Mitte des 19. Jh. Der Bebauungsplan des Jahres 1858 sah die Anlage einer sogenannten „Canalstraße“ vor, die in etwa den Bereich der heutigen Theodor-Frings-Allee zwischen Langer Straße und Turmstraße umfassen sollte. Die Planungen kamen jedoch nicht zur Ausführung. Erst mit der Gründerzeit wurden die Überlegungen aufgegriffen und in überarbeiteter Form realisiert. Ein bis dahin schmaler, um den Stadtgraben führender Gartenweg bildete hierbei den Ausgangspunkt der Planungen, welche den auch noch heute existierenden Verlauf des Straßenzuges festlegten. Der Fußweg wurde zunächst mit Kies ausgebaut und an beiden Seiten mit „rotblühenden Kastanien“ bepflanzt.

Der Straßenzug entwickelte sich in der Kaiserzeit zur repräsentativsten Straße Dülkens. Hierzu trug sicherlich auch der Bau der Realschule und späteren Gymnasiums bei (heute Verwaltungsgebäude II). Dieser Schulbau war eine Schenkung des verstorbenen Geh. Kommerzienrats Matthias Bücklers an die Stadt Dülken. Er wurde in den Jahren 1871/72 errichtet und 1910 durch eine westliche Erweiterung vergrößert. Im Jahre 1893 erfolgte durch den Gemeinderat die Festsetzung der Fluchtlinie an der Westseite der Friedenstraße, wo sich bis dato noch ein Teil des ehemaligen, den Festungswerken vorgelagerten Stadtgrabens erhalten hatte. Hier entstanden nun eine ganze Reihe repräsentative Bauten, die dem Straßenzug seinen wilhelminischen Charakter verliehen.

Eine weitere Aufwertung erfuhr die Straße durch den Bau des Rathauses, über dessen bauliche Qualität der „Führer durch Dülken“, eine Schrift aus dem Jahre 1925, stolz bemerkt: „Stattlicher Bau aus dem Jahre 1896. Der südliche Flügel wurde 1910 angebaut. Schönstes Gebäude der Stadt, an einem freiem Platz [Am Alten Rathaus] gelegen“. Infolge des Rathausbaus musste die Friedenstraße 1902 verbreitert werden. Im Jahre 1908 beschloss der Gemeinderat angesichts des zunehmenden Verkehrs die Anlage von Bürgersteigen.

Die Kastanien, welche der Straße ihren Charakter verliehen, waren dabei immer wieder Gegenstand von Bürgeranträgen, die ihre Beseitigung wünschten (1908, 1910, 1920). Der Rat lehnte diese Anträge mit sicherem Gespür für die ästhetische Qualität der Straße ab, so dass die Bäume auch heute noch den Charakter der Theodor-Frings-Allee prägen. Den schönen Eindruck des Ensembles beschreibt der Führer durch Dülken im Jahre 1925 mit den Worten: „Schöne Kastanien-Allee mit hübschen Villen und Häusern und gut gepflegten Gartenanlagen auf der Westseite“.

Im Rahmen der Arbeitsbeschaffungsprogramme, mit denen die Arbeitslosigkeit infolge der Weltwirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre bekämpft werden sollte, wurde die Friedenstraße 1933 zwischen Venloer Straße und Rathausplatz ausgebaut. Die Straße erhielt eine „Teereinstreudecke“, die Bürgersteige wurden begradigt.

Neben dem bereits erwähnten ehemaligen Gymnasium und dem Rathaus befand sich bis Ende der 1960er Jahre an der Straße auch das sogenannte Mädchenheim. Im Jahre 1913 wurde es durch den Umbau des ehemaligen Lagergebäudes der Niederrheinischen Flachsspinnerei eingerichtet. Im Jahre 1929 erwarb die Stadt Dülken das Gebäude, das vor dem Ersten Weltkrieg der Niederrheinischen Flachsspinnerei zur Unterbringung italienischer Gastarbeiterinnen diente, und richtete hier eine Berufsschule ein, die 1967 schließlich abgerissen wurde.

Zwischen der restaurierten Stadtmauer mit Gefangenenturm und der Theodor-Frings-Allee ist im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens eine Grünfläche – seit 2004 mit Gefangenenturmgarten bezeichnet – geschaffen worden. In ihrem westlichen Teil ist seit 1934 eine Kriegergedächtnisstätte eingefügt. Das Ehrenmal besteht im Wesentlichen aus fünf Basaltsteinblöcken mit den Namen der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs und dem überlebensgroßen jungen Krieger – Siegfried – als Symbol für Kraft und Stärke. Diese Tuffsteinfigur vom Bildhauer Willy Meller aus Bad Godesberg geschaffen, wurde am 21.10.1934 durch Prinz August Wilhelm von Preußen feierlich eingeweiht.

Im Zuge der Kommunalen Neugliederung kam zunächst die Überlegung auf, die bisherige Friedenstraße – die aufgrund einer Straße gleichen Namens in Süchteln umbenannt werden musste – dem Westgraben einzugliedern. Ein entsprechender Beschluss des Rates vom 15.09.1970 wurde aber schon wenige Monate später – am 17.11.1970 – durch eine neue Regelung aufgehoben, nach welcher die ehemalige Friedenstraße den Namen Theodor-Frings- Allee erhielt.

Die Benennung der Straße erfolgte zu Ehren des in Dülken geborenen Germanisten und Linguisten Theodor Frings (1886-1968).


Quellenangabe:

Verein für Heimatpflege e.V. (Hg.) 2014: „Die Dülkener und Boisheimer Straßennamen“

Ihre Entstehung, Erklärung und Deutung

Ein Beitrag zur Geschichte und Topographie der Stadt

Viersen – Beiträge zu einer Stadt, Band 40, Viersen 2014

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