Villa Matthias Lüps

Listenart: Baudenkmal, städtische Denkmäler
Listen-Nummer234
Baujahr1880 (Wohnhaus), 1880/1927 (Garage)
eingetragen seit30.08.1990
Flur / Flurstück95/53, 447
AnschriftBahnhofstraße 31, Viersen - Viersen

Bauherr: Matthias Johannes Lüps jr., Bankier; Architekt: Bornheim aus Köln

Beschreibung
Die zweigeschossige Villa mit Mansarddach wird in der Hauptansicht zur Bahnhofstraße in fünf und zur Burgstraße in drei Achsen errichtet. Im rückwärtigen Bereich öffnet sich das Haus, in Form eines "L"s errichtet, zu einer parkähnlichen Anlage.

Die Hauptansicht wird zentralsymmetrisch mit einem in der Mitte liegenden Eingang gestaltet. Die Mittelachse ist durch einen flachen Risalit betont. Die Schmuckformen entsprechen denen der Neu-Renaissance.

Insgesamt erhält die Fassade durch den erdgeschossigen Bänderputz sowie Sohlbank und Geschossgesims eine horizontale Gliederung. Den Abschluss zum Mansarddach bildet ein weit ausladendes Kranzgesims.

Die Fassade zur Burgstraße wird im Obergeschoss in den fensterfreien Achsen mit einem Medaillon auf jeder Seite geschmückt. Das linke beinhaltet die Darstellung des Merkur oder Hermes. Er ist der Patron der Kaufleute, der Hirten und des Handels, daneben Bote des Zeus. Seine Attribute sind der geflügelte Reisehut und der schlangenumwundene Heroldsstab, ferner zwei Flügel an den Füßen sowie einen Geldbeutel in der Hand.

Im rechten Medaillon wird Vulkanus oder Hephästos, ursprünglich der Blitzgott, dann der Gott des Feuers, der Kunst und des Handwerks, dargestellt. Er ist charakterisiert durch eine halbrunde Kappe, durch Hammer oder ähnliches Werkzeug; er ist bärtig dargestellt.

Weitere Figuren schmücken den Eingangsbereich. Hier sind in Wandnischen zwei Amoretten oder Eroten platziert (muntere Knaben, die einer Beschäftigung von Erwachsenen nachgehen). Zur Linken befindet sich die Figur eines Knaben mit Hammer, Zange und Amboss, der hier Vulkanus nacheifert. Diesem gegenüber steht ein Knabe mit Anker, Geldbeutel und Fraß, der in der Kleidung des Hermes dargestellt ist.

Den Eingangsbereich im Innern des Hauses gliedern Lisenen in Marmordekor. Weiter führt der Flurbereich zu der mit kunstvollen Schnitzereien versehenen Holztreppe. Den Treppenpfosten krönt eine Holzbüste der Anna Susanna Lüps, der Ehefrau des Bauherren.

Die weitere Ausstattung, auf hohem handwerklichen und künstlerischen Niveau, ist in der Symbolik und der figuralen Darstellung, z.B. in der Übergiebelung einer Zimmertür, auf die römische Mythologie bezogen.

Besonders hervorzuheben sind die feinen Bemalungen in den Kassetten der Füllungstüren. Ebenso prachtvoll erscheinen die farbigen Stuckdecken. Hier trennen Girlanden die einzelnen Kassetten aus filigranem floralen Stuckwerk mit Engelsköpfen und Musikinstrumenten wie z.B. Geige und Flöte.

Auf dem rückwärtigen Gartengelände befindet sich ein ehemaliges Ökonomiegebäude, das 1880 errichtet und 1927 zu einer Garage umgebaut wird. Durch den Umbau wird die Wand zur Burgstraße, in der sich zwei Fenster befinden, in eine Öffnung in der Größe eines Garagentores vergrößert.

Bemerkenswert ist die Ausbildung zweier Dachgauben mit schmückendem Schnitzwerk. Weiter wird das Gebäude von einem Pferdekopf und einer Wetterfahne akzentuiert.

Die architektonische Qualität des Hauses sowie die repräsentative Innenausstattung und die Nachbarschaft weiterer repräsentativer Gebäude um den Park machen das Gebäude zu einem außergewöhnlichen Dokument derzeitiger demonstrativer Bauweise in der Mitte der Stadt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, kunsthistorischen und architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Wohnhauses und der Garage gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

Literatur
Ilse Barleben: "Die Geschichte der Familie Lüps", Düsseldorf 1937, 2. Band
R. Forrer: "Reallexikon der prähistorischen, klassischen und frühchristlichen Altertümer", Berlin und Stuttgart 1907
Herbert Hunger: "Lexikon griechischer und römischer Mytheologie", Wien 1959, 5. Auflage
Jochem Ulrich: "Industrie und Gesellschaft am Niederrhein", Viersen 1986

Quellen
Akte Bahnhofstraße 31
Sta. 65 Hochbauamt der Stadt Viersen
Akte Bahnhofstraße 31
Sta. 63 Bauordnungsamt der Stadt Viersen

Stand
Hochbauamt der Stadt Viersen
April 1989

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