Wohnhaus Gottfried Diris

Listenart: Baudenkmal, städtische Denkmäler
Listen-Nummer556
Baujahr1934
eingetragen seit27.02.2024
Flur / Flurstück63/5
AnschriftTheodor-Frings-Allee 25, Viersen - Dülken

Darstellung der wesentlichen charakteristischen Merkmale
Das Wohnhaus Theodor-Frings-Allee 25 in Dülken wurde 1934 nach einem Entwurf des Architekten BDA Albert Rangette, Dülken, errichtet. Bauherr war Gottfried Diris, Konrektor und später Rektor an der Dülkener Ostschule.

Es handelt sich um ein in Reihe beidseitig eingebautes zweigeschossiges Wohnhaus, traufständig mit Satteldach, zu drei Achsen. Die Straßenseite ist über dem Sockel mit farbig durchmischten Klinkern verkleidet, die in der Wand liegenden Öffnungen sind mit scharrierten und geschrägten Kunststeinrahmungen, die Fenster zusätzlich mit Sturzmauerungen darüber versehen. Die Fenster sind zeittypisch als liegende Formate ausgebildet, in der Bauzeichnung mit kleinteiliger Binnengliederung, heute mit zwei vertikalen Teilungen. Der Eingang befindet sich in der rechten Achse, die hochrechteckige Türöffnung wird von je einem kleinen Fensterchen als „Ohr“ begleitet und überfangen von einem breiten Sturz sowie einem flachen, dreieckigen Kunststeinelement.

Im Obergeschoss sitzt mittig in der Fassade ein allseitig durchfensterter Kastenerker, oben und unten mit vorkragenden, gestuften bzw. profilierten Abschlüssen im Stein der Fensterrahmungen. Die Dachzone ist achsenweise differenziert gestaltet: In der Mitte, über dem Erker, ein Zwerchhaus, rechts begleitet von einem leicht zurückgestuften zweiten Zwerchhaus, links die pfannengedeckte Dachfläche mit einer Gaube. Die beiden Zwerchhäuser sind ebenfalls kubisch kastenförmig und flach geschlossen.

Die Rückseite ist schlichter gestaltet, mit einfachem Backsteinsichtmauerwerk und Öffnungen ohne Rahmung. Durch spätere Änderungen (1960er Jahre) sind Vor- und Rücksprünge der Achsen entstandenen, mit einem mittigen bauzeitlichen Balkon und einem nachträglichen Austritt vor dem ausgebauten Dachgeschoss.

Innen ist der Grundriss in den wesentlichen Bereichen erhalten. Hinter dem Eingang folgt ein angedeutetes Vestibül und über Stufen der L-förmige Flur. Mit einer halbhohen Wandscheibe zum Eingang hin abgetrennt ist die einläufige gerade Treppe, deren Anlauf in den Flur eingedreht ist. Die Brüstung der Treppe ist zeittypisch geschlossen und in leichtem Schwung nach oben geführt. Boden und Wandverkleidung im Flur bestehen aus Solnhofer Platten, das Treppenhaus ist ebenfalls mit keramischen Fliesen verkleidet.

Denkmalwert
Es handelt sich um ein gut erhaltenes Wohnhaus aus den 1930er Jahren in wichtiger städtebaulicher Lage an der Theodor-Frings-Allee, die ringstraßenartig den mittelalterlichen Ortskern von Dülken im Süden und Westen umgibt. Dort ist es Bestandteil einer ortsbildprägenden Gruppe von gut erhaltenen Bauten aus der Zeit zwischen Ende des 19. und Mitte des 20. Jahrhunderts, mit freistehenden Gebäuden (u.a. ehemaliges Rathaus und Gymnasium) auf der stadtabgewandten Seite und einer Reihenbebauung einfacherer Wohnhäuser auf der Stadtseite. Nach einer Unterbrechung nach der Jahrhundertwende bzw. dem Ersten Weltkrieg wurde mit dem Wohnhaus von Gottfried Diris die Lückenschließung auf dieser Seite wiederaufgenommen. Es folgte nach dem zweiten Weltkrieg 1956 noch das anschließende Haus Theodor-Frings-Allee 21. Das Haus ist daher als Zeugnis wichtiger Aspekte der Architektur und Stadtentwicklung der Zwischenkriegszeit und insbesondere der 1930er Jahre bedeutend für Dülken. Zudem macht es anschaulich, wie die im 19. Jahrhundert begonnene städtebauliche und architektonische Struktur in dieser prominenten Lage, in unmittelbarer Nähe des Rathauses und des zugehörigen Schmuckplatzes weitergeführt und zeittypisch interpretiert wurde. Eine im Grunde traditionelle Hausform, das dreiachsige, in Reihe eingebaute Wohnhaus, das überaus prägend für die moderne Entwicklung der Städte und noch das heutige Stadtbild ist, wird hier in der sachlichen Formensprache und Materialwahl der Backsteinmoderne des 20. Jahrhunderts verwirklicht – in etwas größerem (breiterem) Format, und modernen kubischen Formen, aber selbst im Grundriss mit der seitlich eingestellten Treppe und der L-förmigen Erschließung durch einen Flur noch dem historischen Typus verpflichtet. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass diese „regionaltypische“ Architektursprache offensichtlich auch dem nationalsozialistisch geprägten Bauwesen der Bauzeit entsprach. Dies ist auch von allgemeinem architekturgeschichtlichen Interesse. Erhaltung und Nutzung des Gebäudes als anschauliche materielle Quelle sind daher aus wissenschaftlichen Gründen im Interesse der Allgemeinheit.

Das Wohnhaus von Gottfried Diris ist zudem ein Werk des wohl wichtigsten in Dülken ansässigen Architekten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, des Architekten BDA Albert Rangette (09.02.1873 Jülich – 06.01.1954 Dülken), der für eine Vielzahl prominenter und qualitätvoller Bauten in der Stadt verantwortlich zeichnete. So war er Hausarchitekt des Dülkener Spar- und Bauvereins und als solcher für dessen Miethäuser und Siedlungsbauten im Stadtgebiet verantwortlich. Auch zahlreiche Geschäfts- und Wohnbauten stammen von ihm, darunter z.B. neben den Villen für die Unternehmerfamilie Weyermann und seinem eigenen Wohnhaus Viersener Straße 106 auch das Wohnhaus für Peter Wans an der Theodor-Frings-Allee 32, nahe dem Haus von Diris [s. dazu Schmirl 2008].

Bauherr Gottfried Diris (08.09.1877 Kempen – 29.12.1958 Dülken) war seit 1901 Lehrer in Dülken. Zur Bauzeit – bereits im 57. Lebensjahr - war er Konrektor, bis zur Pensionierung 1948 schließlich noch Rektor an der Ostschule in Dülken. Im öffentlichen Leben Dülkens wirkte er u.a. „im kirchlichen Vereinsleben, in der Kolpingsfamilie, in der öffentlichen und privaten Wohlfahrtspflege sowie u.a. in der Leitung des katholischen Männerfürsorgevereins“ [Totenzettel G.D., o.D. (wohl Januar 1959)].

Das Haus ist außerdem integraler Bestandteil der historischen Bebauung beiderseits der Theodor-Frings-Allee, die seit dem 19. Jahrhundert in Art einer Ringstraße den südlichen und westlichen Teil der Mauer-/Graben-Zone des alten Ortskerns von Dülken umgibt (1871 bis 1970: Friedenstraße).Während auf der stadtauswärts gelegenen Seite Solitärbauten wie Rathaus, Gymnasium sowie Villen und andere gehobene Wohnhäuser errichtet wurden, ist die stadtwärts gelegene Seite geprägt von einer einfacheren geschlossenen Reihenhausbebauung. Das Wohnhaus Theodor-Frings-Allee 25 wurde in eine offen gebliebene Lücke innerhalb der Reihe der gründerzeitlichen Häuser eingefügt und vervollständigt hier die städtebauliche Figur, setzt dabei aber einen eigenständigen, die Typologie der Häuser aufnehmenden und fortschreibenden Akzent. Erhaltung und Nutzung liegen mithin auch aus städtebaulichen Gründen im Interesse der Allgemeinheit.

Das Wohnhaus Theodor-Frings-Allee 25 in Dülken ist ein Baudenkmal gemäß §2 Denkmalschutzgesetz NRW. Es ist bedeutend für Städte und Siedlungen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen und städtebaulichen Gründen ein Interesse der Allgemeinheit.

Quellen und Literatur
Bauakte der Stadt Viersen
Kreisarchiv Viersen: Totenzettel Gottfried Diris
Siglind Schmirl: Albert Rangette (1873 - 1954), Architekt BDA in Dülken. In: Denkmalpflege im Rheinland 25 (2008), Seite 156-161
Verein ür. Heimatpflege e.V. Viersen (Hrsg): Die Dülkener und Boisheimer Straßennamen (= Viersen – Beiträge zu einer Stadt 40), Viersen 2014, Seite 252-254 (zur Theodor-Frings-Allee)

Stand
11.01.2024

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