Regiobahn: Offener Brief

In der Frage der für die Stadt Viersen wichtigen Verlängerung der Regiobahn über Kaarst hinaus bis Viersen (und weiter Richtung Venlo) bereitet der aktuelle Verlauf der Diskussion in der Stadt Mönchengladbach große Sorgen. Bürgermeister Günter Thönnessen hat sich darum in einem Offenen Brief an die Entscheider in Mönchengladbach gewandt.

Auf Viersener Seite wird das Schreiben von allen Ratsfraktionen unterstützt. Hier der Text des Briefes:

Offener Brief an die Entscheider in den politischen Gremien der Stadt Mönchengladbach

Über Jahre und Jahrzehnte herrschte zwischen Viersen und Mönchengladbach politische Sprachlosigkeit. Regionalpolitik im positiven Sinne fand schlichtweg nicht statt, das Denken in regionalen Kategorien war nicht nur in Viersen und Mönchengladbach, sondern auch am ganzen Niederrhein kaum entwickelt. Das hat uns allen nicht gut getan. Andere Regionen haben sich da schon sehr früh ganz anders aufgestellt und die Möglichkeiten abgestimmter regionaler Positionen für sich genutzt.

Dies hat sich, zumindest was das Verhältnis zwischen Mönchengladbach und Viersen betrifft, in den letzten Jahren deutlich verbessert. Der erste große Meilenstein war die Fusion von NEW und Niederrheinwerken mit der Gründung der Kommunalholding. Politiker lernten sich persönlich kennen, redeten intensiv miteinander und langsam entstand ein Klima des Vertrauens. Die gute Entwicklung der NEW ist ein Beispiel für die Möglichkeiten und die Kraft, die wirkliches regionales Denken entwickeln kann.

Der nächste Meilenstein war die gemeinsame Initiative von Mönchengladbach und Viersen für die Verankerung eines interkommunalen Gewerbegebiets im neuen Gebietsentwicklungsplan, das für beide Städte erhebliche Wirtschafts- und Arbeitsplatzpotenziale generieren kann.

Auch in den Bereichen Kultur, Verwaltungsoptimierung, Entsorgung und Gesundheitswesen liegen viele Möglichkeiten, gemeinsam –nicht nur für Viersen und Mönchengladbach- neue Perspektiven zu entwickeln, die man alleine nicht hätte.

Vor allem aber hat eine gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit eine erhebliche Ausstrahlung für die gesamte Region, was letztlich durch den Beitritt des Kreises Heinsberg zur NEW Kommunalholding dokumentiert wird.

Es gilt, den Geist des Vertrauens zu pflegen und zu entwickeln.

Vor diesem Hintergrund erfüllt mich die aktuelle Diskussion in den politischen Entscheidungsgremien der Stadt Mönchengladbach zum Thema Regiobahn S 28 mit großer Sorge. Die inzwischen öffentlich zugängliche Vorlage für den Rat der Stadt Mönchengladbach hat meine Sorge eher vergrößert als verringert. Auch wenn es mir nicht anstehen mag, Mönchengladbacher Ratsvorlagen zu kommentieren, möchte ich bemerken, dass diese Vorlage eher von partikularen als von regionalen Interessen geprägt ist.

Wir haben in der letzten Ratssitzung diese Sorge intensiv diskutiert und alle Ratsfraktionen tragen die Inhalte dieses Briefes mit.

Ich möchte nicht, dass uns eine Negativentscheidung in der Weiterentwicklung der regionalen Zusammenarbeit um Jahre zurückwirft, das noch zarte Pflänzchen des notwendigen Vertrauens Schaden leidet.

Ich glaube auch, dass eine singulär auf Mönchengladbach bezogene Betrachtung des Themas den Interessen eines Oberzentrums nicht gerecht wird. Ein Oberzentrum lebt auch von der Prosperität der umliegenden Städte und Gemeinden, ist fundamental auf die Kaufkraft und Lebensqualität nicht nur der Menschen in der eigenen Stadt, sondern in der gesamten umgebenden Region angewiesen.

Wir haben in Viersen ohne jeden Vorbehalt die RoCK Initiative (u.a. getragen von Eindhoven, Venlo, Mönchengladbach und Düsseldorf) unterstützt. Sehr wohl wissend, dass ein zweigleisiger Ausbau der Bahnstrecke zwischen Dülken und Venlo auch in unserem Stadtgebiet erhöhte Zugfrequenzen generiert. Aber wenn man den grenzüberschreitenden Austausch vom Menschen, Wissen und Wirtschaft will, dann macht ein solches Projekt für die Region Sinn und verdient Unterstützung. Regiobahn und Rockprojekt sind gemeinsame Bausteine einer zukunftsorientierten Strukturpolitik für die Region und schließen sich keinesfalls aus.

Ich möchte Sie herzlich bitten, die von mir benannten Aspekte in Ihre Entscheidungsfindung einfließen zu lassen.

Gemeinsam können wir noch eine Menge bewegen und deshalb ist Gemeinsamkeit ein hohes Gut.

 

Mit freundlichem Gruß

Günter Thönnessen
Bürgermeister der Stadt Viersen

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Pressemitteilung Stadt Viersen
Inhalte geben den Stand zum Zeitpunkt der Veröffentlichung (21.05.2015) wieder.

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