Grabstein der Familie Auer

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 569
Baujahr 1913
Eingetragen seit 13.05.2025
Flur / Flurstück 31/34
Adresse
Kreyenbergstraße 43
41751 Viersen
Friedhof Dülken, Grabstein Auer
Friedhof Dülken, Block 4, Grabstellen 370-375

Geschichte

Die Anlage des Friedhofs an der Arnoldstraße 1873 trug dem raschen Wachstum Rechnung, den die Stadt Dülken zwischen 1830 und 1900 aufgrund ihrer Bedeutung als Industriestandort erlebte. 1826/30 war der Kirchhof bei der Kirche St. Cornelius im Ortskern aufgelassen worden, weil aus hygienischen Gründen die Toten nicht mehr innerhalb der Stadt beigesetzt werden sollten. Einen neuen Friedhof gründete man zunächst wenige hundert Meter nördlich der alten Stadtmauer. Nicht zuletzt die Errichtung des Bahnhofs nördlich der Stadt im Jahre 1866 führte jedoch dazu, dass dieser bald inmitten eines sich rasch entwickelnden Stadtteiles lag, so dass man sich zur Anlage eines neuen Friedhofs jenseits der Bahnlinie entschloss. Den Standort wählte man in einiger Entfernung zum bestehenden Stadtkörper, da man optimistische Erwartungen für die zukünftige Entwicklung der Stadt hatte, was u.a. der Bebauungsplan von 1894 belegt. Diese Erwartungen erfüllten sich allerdings nicht, weswegen der Friedhof auch heute noch nur lose städtebaulich eingebunden ist. Auf dem Friedhof befindet sich eine große Anzahl beachtenswerter Grab- und Ehrenmäler, die wichtige Zeugnisse der Geschichte und Bedeutung Dülkens sind.

Beschreibung

Ein grauer aufrechtstehender Naturstein entlang der hinteren Grabbegrenzung dient als Grabstein der Familie Auer. Seine schlichte Form lässt ihn beinahe unscheinbar wirken. Bei einer genaueren Betrachtung fällt insbesondere die antikisierende Formensprache auf, welche bereits mit der im unteren Bereich eingelassenen Dreiecksgiebelnische beginnt. Diese löst den ansonsten umlaufenden Sockel mittig auf und bildet eine eigene leicht auskragende Plinthe aus. Im Nischenbereich befindet sich ein rechteckiger umgedrehter Pyramidenstumpf. In diesen ist eine Blumenhalterung eingelassen. Die Gestaltung der Nische mit Blumenvorrichtung ist einem römischen Hausaltar, dem Lararium, nachempfunden. Der obere Bereich des Grabsteins wird durch eine Giebelsima mit Hohlkehle geprägt. Das darunterliegende Kranzgesims verspringt nach innen, wodurch der Eindruck einer Überdachung des Mittelteils entsteht.


Die dort im oberen Bereich mittig angebrachten Buchstaben als Bronzeapplikation ergeben:

FAMILIE AUER

Die sonstigen Inschriften sind in den Stein eingelassen. Über dem Familien Namen befindet sich folgende Inschrift:

GOTT IST DIE LIEBE
UND WER IN DER LIEBE BLEIBET
DER BLEIBET IN GOTT U. GOTT IN IHM.

Unter dem Familiennamen sind folgende Personendaten von oben nach unten zu lesen:

JOHANNES GEORG
          AUER
GEB. 28. NOV. 1851
GEST. 28. OKT. 1926

BERTHA AUER
GEB. QUINCKE
GEB. 14. SEPT. 1861
GEST. 5. JULI 1915

EDITH AUER
GEB. 29. JULI 1890
GEST. 8. MÄRZ 1931

BERTH AUER
GEB. 21. SEPT. 1885
GEST. 13. MÄRZ 1958

Rechts am Sockel befindet sich die Signatur:
A. HERTEL
   KÖLN

Denkmalwert

Der Name „Auer“ taucht in Dülken bereits seit dem 18. Jahrhundert auf. Hierbei handelt es sich um katholische Namensträger. Ein direkter Bezug zu den auf dem Grabstein genannten Personen geht aus der aktuelle Quellenlage nicht hervor. Die hier genannte Familie Auer hatte ursprünglich ihren Wohnsitz in Paris. Der Kaufmann Jean George Auer geboren am 28.11.1851 in Altdorf/Nürnberg heiratete am 07.01.1882 Bertha geborene Quincke in Iserlohn. Die Eheleute hatten drei Töchter, die alle drei in Paris geboren wurden. Jean George war vermutlich ein Geschäftspartner der Firma Albert Weyermann in Paris. Die älteste Tochter Katharina Bertha heiratete im Jahr 1902 Paul Weyermann ebenfalls in Paris und zog im Anschluss mit ihm nach Dülken. Wie die Familie Weyermann, so ist auch die Familie Auer evangelisch. Sowohl die Eltern als auch die Schwestern verlegen im Zusammenhang mit dem 1. Weltkrieg ihren Lebensanlaufpunkt nach Dülken, wo die Ehefrau bereits am 05.07.1915 verstirbt. Im Jahr 1919 ziehen Jean Georg Auer und seine Töchter Bertha und Edith wieder nach Iserlohn. Dennoch finden die drei ihre letzte Ruhestätte bei Ehefrau und Mutter und in unmittelbarer Nähe der ältesten Schwester, Frau Katharina Weyermann, in Dülken.

Bei A. Hertel Köln handelt es sich um eine Werkstätte für Bildhauerei und christliche Kunst. Diese genoss als Familienbetrieb insbesondere im Kölner Raum großes Ansehen. Adalbert Hertel, Sohn des Regierungsbaumeisters Hilger Hertel, war Schüler des deutschen Bildhauers Wilhelm Fassbinder und übernahm nach dessen Tod am 10.08.1915 das Atelier Fassbinders. Zu den Werken Hertels gehört beispielsweise der Genovevabrunnen in Köln-Mülheim oder die Grabstätte der Familie Hummerich auf dem Kölner Südfriedhof. Auch die Kinder Hertels waren den Künsten sehr verbunden, sodass die Söhne Hellmuth, Bruno und Kurt gemeinsam mit Vater Adalbert und über dessen Ruhestand hinaus, die Werkstätte A. Hertel Köln betrieben.

Der Grabstein gibt Auskunft über die gesellschaftliche Stellung der Verstorbenen und be-nennt Akteure der Dülkener Ortsgeschichte. Der Grabstein ist ein historischer und prägender Bestandteil des Dülkener Friedhofs und dient als gutes Beispiel der zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem Historismus entgegenstehenden künstlerischen Reformbewegung. Insbesondere die reduzierte, neuklassizistische Formensprache bildet das ausschlaggebende Gestaltungsmerkmal.
Aus vorgenannten Gründen ist der Grabstein Auer bedeutend für Städte und Siedlungen, hier für Dülken (Stadt Viersen). Aus wissenschaftlichen, insbesondere kunstgeschichtlichen und lokalhistorischen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Grabsteins der Familie Auer gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz im Interesse der Allgemeinheit.

Quellen

Heirats-, Geburtsurkunden, Dülkener Einwohnerkartei aus der Kaiserzeit.
Quellenrecherche
Ramona Vahle-Bonsels

Literatur

Abt, Josef/ Beines, Ralf: Melaten. Kölner Gräber und Geschichte, Köln 1997, hier S. 144.
Hertel, Karl-August: Die Hertel. Familienkundliche Dokumentation über die Kölner Sippe, Köln 1988, hier S. 196-199.

Stand

Untere Denkmalbehörde
Viersen, den 12.05.2025
gez. Prümm