Listenart | städtische Denkmäler |
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Listennummer | 571 |
Baujahr | circa 1896 |
Eingetragen seit | 19.05.2025 |
Flur / Flurstück | 31/34 |
Adresse |
Kreyenbergstraße 43
41751 Viersen |

Geschichte
Die Anlage des Friedhofs an der Arnoldstraße 1873 trug dem raschen Wachstum Rechnung, den die Stadt Dülken zwischen 1830 und 1900 aufgrund ihrer Bedeutung als Industriestandort erlebte. 1826/30 war der Kirchhof bei der Kirche St. Cornelius im Ortskern aufgelassen worden, weil aus hygienischen Gründen die Toten nicht mehr innerhalb der Stadt beigesetzt werden sollten. Einen neuen Friedhof gründete man zunächst wenige hundert Meter nördlich der alten Stadtmauer. Nicht zuletzt die Errichtung des Bahnhofs nördlich der Stadt im Jahre 1866 führte jedoch dazu, dass dieser bald inmitten eines sich rasch entwickelnden Stadtteiles lag, so dass man sich zur Anlage eines neuen Friedhofs jenseits der Bahnlinie entschloss. Den Standort wählte man in einiger Entfernung zum bestehenden Stadtkörper, da man optimistische Erwartungen für die zukünftige Entwicklung der Stadt hatte, was u.a. der Bebauungsplan von 1894 belegt. Diese Erwartungen erfüllten sich allerdings nicht, weswegen der Friedhof auch heute noch nur lose städtebaulich eingebunden ist. Auf dem Friedhof befindet sich eine große Anzahl beachtenswerter Grab- und Ehrenmäler, die wichtige Zeugnisse der Geschichte und Bedeutung Dülkens sind.
Beschreibung
Auf dem Grabmal der Familie Eickert und Vogelsang thront ein Obelisk aus poliertem, schwarzem Granit. Dieser entspringt klassisch einem quadratischen Grundriss, wobei die vertikalen Proportionen hier zu Gunsten des Postaments eine Anpassung erfuhren. So bildet eine zweistufige Plinthe aus grauem Naturstein den Fuß des Obelisken, gefolgt von dem Postament mit ausgeprägtem Sockel- und Kranzgesims. Letzteres fungiert durch seine starke Auskragung als Überdachung des Postaments. Auf der wegabgewandten Seite befindet sich eine Widmung mit folgender Inschrift:
Ruhestaette der Familie
Eickert und Vogelsang
Wilhelm Eickert
geb. d. 19. November 1832
gest. d. 20. August 1896
Eugenie Eickert
geb. d. 8. August 1879
gest. d. 18. Januar 1887
Diese führt sich auf der rechts angrenzenden Seite wie folgt fort:
Amtsrichter H. Eickert
geb. d. 15. November 1870
gest. d. 21. Oktober 1904
Mittig auf der wegabgewandten Längsseite des Obelisken sind Schraublöcher sowie Verschmutzungen vorzufinden. Diese lassen auf eine verlustige Applikation, womöglich in Form eines Blumenzweiges schließen. Darunter befindet sich die Inschrift:
Die Liebe höret nimmer auf !
1. Cor. 13.
Denkmalwert
Der Kaufmann Isaak Vogelsang wurde am 04.11.1814 in Hilden als Sohn des Gutsbesitzers Heinrich Vogelsang und Sibilla Catharina Bourscheidt geboren. Die von ihm betriebene Leinenzwirnerei soll bereits im Jahr 1843 gegründet worden sein. Am 10.05.1845 heiratet er die evangelische Pastorentochter Maria Laura Theodora Klinker in Süchteln, welche bereits im Alter von 35 Jahren am 10.05.1859 verstarb. Wohnort war Dülken, zu diesem Zeitpunkt noch ohne evangelische Kirchengemeinde. Aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, sechs Söhne und eine Tochter. Bereits im Jahr 1852 stellte Vogelsang seinem Schwiegervater, dem evangelischen Pfarrer Klinker aus Süchteln, einen Fabrikraum (am Domhof) zum Feiern von Gottesdiensten zur Verfügung. Am 28.08.1855 wurde das unter der Aufsicht von Isaak Vogelsang und Albert Weyermann erbaute evangelische Gotteshaus eingeweiht. Er war Mitbegründer der 1855 gegründeten Suppenanstalt und Mitglied der Armenkommission. Am 16.10.1908 starb Isaak Vogelsang. Im Nachruf der evangelischen Kirchengemeinde Dülken wird Vogelsang darauf als ehrwürdiger Mitbegründer der Gemeinde bezeichnet. „Letzterer hat sich auch noch dadurch ein unvergängliches Gedächtnis gesichert, daß er u. a. ein Grundstück an der Gartenstraße für Gemeindezwecke hinterließ“.
Die Tochter Maria Laura heiratete am 02.09.1867 den am 19.11.1832 in Hilden geborenen evangelischen Kaufmann und Witwer Wilhelm Eickert. Zum Zeitpunkt der Eheschließung wohnte der Ehegatte in Riga (heute Lettland); geheiratet wurde in Dülken standesamtlich und in Riga kirchlich. Das Ehepaar hatte sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter. Die ältesten Beiden werden in Riga geboren, spätestens 1874 verlegt die Familie ihren Lebensmittelpunkt nach Dülken. Der älteste Sohn Hermann wird Amtsrichter, verstirbt aber schon im Alter von 33 Jahren, die jüngste Tochter Eugenie verstirbt mit 7 Jahren. Wilhelm Eickert steigt in das Unternehmen seines Schwiegervaters ein. Auch er macht sich einen Namen unter anderem als Mitglied der Baukommission der Stadt Dülken, des Verwaltungsrats der Sparkasse und des Kuratoriums der Realschule. Wilhelm Eickert stirbt am 20.08.1896 in Dülken im Alter von 63 Jahren.
Der Grabstein gibt Auskunft über die gesellschaftliche Stellung der Verstorbenen und benennt Akteure der Dülkener Ortsgeschichte. Die Familie Eickert-Vogelsang und deren Vorfahren prägten in vielen Belangen die Entwicklung des öffentlichen Lebens in Dülken. Der Grabstein ist ein historischer und prägender Bestandteil des Dülkener Friedhofs. Die hier verwendete beliebte und repräsentative Form eines Obelisken dient als gutes Beispiel der Sepulkralkultur um das Jahr 1900. Der Grabstein repräsentiert durch seine Gestaltung und Materialität insbesondere die künstlerischen Einflüsse des Historismus.
Aus vorgenannten Gründen ist der Grabstein Eickert-Vogelsang bedeutend für Städte und Siedlungen, hier für Dülken (Stadt Viersen). Aus wissenschaftlichen, insbesondere kunstgeschichtlichen und lokalhistorischen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Grabsteins der Familie Eickert-Vogelsang gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz im Interesse der Allgemeinheit.
Quellen
Heirats-, Geburts- und Sterbeurkunden
Sprecher am Niederrhein, 23.08.1893
Sprecher am Niederrhein, 12.04.1888
Quellenrecherche
Ramona Vahle-Bonsels
Literatur
Norrenberg, Peter: Chronik der Stadt Dülken. Ihre Geschichte und ihr Volksleben (Beiträge zur Localgeschichte des Niederrheins, Bd. 3) 1874, hier S. 269, 327, 329, 434.
Stand
Untere Denkmalbehörde
Viersen, den 13.05.2025
gez. Prümm