Grabstein der Familie Geheimrat Dr. Eduard Hoogen

Baudenkmal Details
Listenart städtische Denkmäler
Listennummer 570
Baujahr um das Jahr 1900
Eingetragen seit 15.05.2025
Flur / Flurstück 31/34
Adresse
Kreyenbergstraße 43
41751 Viersen
Grabstein der Familie Geheimrat Dr. Eduard Hoogen
Dülken, Block 3, Grabstellen 346-351

Geschichte

Die Anlage des Friedhofs an der Arnoldstraße 1873 trug dem raschen Wachstum Rechnung, den die Stadt Dülken zwischen 1830 und 1900 aufgrund ihrer Bedeutung als Industriestandort erlebte. 1826/30 war der Kirchhof bei der Kirche St. Cornelius im Ortskern aufgelassen worden, weil aus hygienischen Gründen die Toten nicht mehr innerhalb der Stadt beigesetzt werden sollten. Einen neuen Friedhof gründete man zunächst wenige hundert Meter nördlich der alten Stadtmauer. Nicht zuletzt die Errichtung des Bahnhofs nördlich der Stadt im Jahre 1866 führte jedoch dazu, dass dieser bald inmitten eines sich rasch entwickelnden Stadtteiles lag, so dass man sich zur Anlage eines neuen Friedhofs jenseits der Bahnlinie entschloss. Den Standort wählte man in einiger Entfernung zum bestehenden Stadtkörper, da man optimistische Erwartungen für die zukünftige Entwicklung der Stadt hatte, was u.a. der Bebauungsplan von 1894 belegt. Diese Erwartungen erfüllten sich allerdings nicht, weswegen der Friedhof auch heute noch nur lose städtebaulich eingebunden ist. Auf dem Friedhof befindet sich eine große Anzahl beachtenswerter Grab- und Ehrenmäler, die wichtige Zeugnisse der Geschichte und Bedeutung Dülkens sind.

Beschreibung

Es handelt sich um ein mehrstufiges Monument mit einem Kruzifix als zentrales Gestaltungselement. Der Aufbau folgt einer klaren vertikalen Gliederung, welche durch ein drei-teiliges Postament mit auskragendem Mittelteil erreicht wird. Dieses bekrönt ein lateinisches Kreuz mit dem Korpus Christi.

Das Haupt Christi ist leicht zur rechten Seite geneigt, die Augen geschlossen. Er trägt eine Dornenkrone, welche detailreich ausgearbeitet wurde. Sein Körper ist anatomisch dargestellt und Muskelpartien und Knochen deutlich erkennbar. Die Hände sind jeweils an den Querbalkenenden genagelt, wohingegen die Beine übereinandergeschlagen und die Füße gemeinsam am unteren Längsbalken mit einem Nagel befestigt sind. Das Lendentuch fügt sich in das dezente Gesamtbild des Körpers ein. Der waagerechte Faltenwurf passt sich dem Körper an und wird durch einen Knoten mit vertikal fallendem Stoffende aufgelockert. Die hier vorliegende Darstellung des gekreuzigten Christi ist zurückhaltend, aber präzise ausgearbeitet worden.

An dem oberen Ende des Längsbalken befindet sich eine Plakette mit den im Viereck angeordneten Buchstaben „INRI“. Besonderer Fokus liegt bei dem ansonsten schlichten Kreuz auf der Vierung. Die vorhandenen Kerben rahmen diese und führen eine optische Trennung des Quer- und Längsbalken herbei. Nach unten schließt der Längsbalken mit einem Sockelgesims ab. Es steht erhöht auf einem zweistufigen Sockel mit rechteckigem
Grundriss. Der mittlere Teil schließt direkt an diesen an. Die beiden Seitenteile des Postaments bilden ein Kranzgesims als Überdachung aus, passen sich aber ansonsten in der Höhe und Form dem Mittelteil an.

Auf dieser ist folgende Inschrift zu lesen:

GRABSTÄTTE
DER FAMILIE
GEHEIMRAT DR. HOOGEN

Die Inschrift der linken Seite im Mittelfeld lautet:

Geh. Sanitätsrat
Dr. Eduard Hoogen
Ehrenbürger
der Stadt Dülken
geb. 13. Februar 1846
gest. 30. April 1928

Auf dem Sockelfeld der linken Seite befindet sich:

Luise Wünnenberg
*19.2.1885 ✝️ 20.09.1956

Auf dem Mittelfeld der rechten Seite ist zu lesen:

Elise Hoogen
geb. Clemens
geb. 23. Dez. 1846
gest. 21. Juli 1899

Ida Hoogen
geb. 17.12.1883 gest. 21.8.1971

Auf dem Sockel der rechten Seite steht geschrieben:

Maria Bitter
geb. Hoogen
*31.1.1876 ✝️ 23.10.1954

Eine Plakette am Sockel ist wie folgt bezeichnet:

JEAN GRÖTERS
WERKSTÄTTEN FÜR GRABMALKUNST
ODENKIRCHEN RHL.


Denkmalwert

Dr. Eduard Hoogen wurde am 13.02.1846 in Grefrath als Sohn von Hermann Joseph Theodor Hoogen und Maria Gertrude Kimpen geboren. Er absolvierte sein Abitur am katholi-schen Gymnasium an der Apostelkirche in Köln und studierte im Anschluss Medizin in Bonn und Berlin. Zunächst praktizierte er als Arzt (Dr. med.) in Kempen, bevor er im Jahr 1871 (während die Dülkener Ärzte als Militärärzte in Frankreich Dienst taten), sich als Arzt in Dülken niederließ. Er heiratete am 19.08.1874, die am 23.12.1846 in Dülken geborene und am 21.07.1899 auch hier verstorbene Hubertina Elisabeth Clemens, die als Tochter des Kaufmanns Heinrich Clemens und Hubertina Bruns aus einer alten angesehenen Dülkener Kaufmannsfamilie stammte.

Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor, drei Söhne und drei Töchter. Alle drei Töchter wurden in der Grabstelle der Eltern beigesetzt. Zunächst wohnte die Familie auf der Klos-terstraße 29 (jetzt Kreuzherrenstraße), später Marktstraße 12.

Dr. Eduard Hoogen war 37 Jahre Beigeordneter der Stadt Dülken, Schularzt, Chefarzt des St. Cornelius Hospitals und wurde für seine sozialen und ehrenamtlichen Verdienste für die Stadt mit diversen Auszeichnungen bedacht. Er wurde zum Geheimen Sanitätsrat ernannt. Im Jahr 1920 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Stadt Dülken verliehen. Er starb am 30.04.1928.

Die Bildhauerei Jean Gröters war vielseitig aufgestellt und bot neben Grabdenkmälern jegliche Stein- und Bildhauerarbeiten an. Diese war mit Lager seit ca. 1909 auf der Hermannstraße 24 in Odenkirchen ansässig. Die Werkstatt war zuvor bereits durch Gerhard Gröters vertreten.

Der Grabstein ist in seiner Ausführung entsprechend dem repräsentativen Anspruch des höheren Bürgertums gefertigt. Während die weniger Bemittelten in einem Reihengrab, meist schmucklos und räumlich getrennt, bestattet wurden, erwarben sich die gehobenen bürgerlichen Kreise große Grabanlagen oder Gruften und zierten diese mit aufwendigen Denkmälern. Die künstlerische Ausgestaltung des Grabsteins entspricht dem Zeitgeist um das Jahr 1900. Insbesondere die Christusdarstellung am Kreuz ist präzise gearbeitet, wohingegen der mehrteilige Aufbau des Grabsteins eine Art von Massivität verkörpert, welche einen repräsentativen Anspruch vermittelt. Die Christusgestalt spiegelt die Frömmigkeit und Nähe der Familie zur katholischen Kirche wider. Der beschriebene Grabstein dokumentiert die Sepulkralkultur des frühen 20. Jahrhunderts und erinnert an eine wichtige lokale Persönlichkeit der Dülkener Ortsgeschichte, den Geheimrat Dr. Eduard Hoogen und dessen Familie. Der Grabstein gibt Auskunft über die gesellschaftliche Stellung der Verstorbenen und benennt Akteure der Dülkener Ortsgeschichte. Der Grabstein ist ein historischer und prägender Bestandteil des Dülkener Friedhofs.
Aus vorgenannten Gründen ist der Grabstein der Familie Geheimrat Dr. Eduard Hoogen bedeutend für Städte und Siedlungen, hier für Dülken (Stadt Viersen). Aus wissenschaftlichen, insbesondere kunstgeschichtlichen und lokalhistorischen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Grabsteins gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW im Interesse der Allgemeinheit.

Quellen

Heirats-, Geburtsurkunden, Totenzettel, Zeitungsartikel.
Quellenrecherche
Ramona Vahle-Bonsels

Literatur

Dr. Doergens, Hugo: „Chronik der Stadt Dülken“, Dülken 1925, Seite 292.

Stand

Fachbereich 63 - Bauordnung
Untere Denkmalbehörde
Viersen, den 15.05.2025
gez. Prümm